BUND Regionalgruppe Chemnitz

Der Biber ist zurück

Der Europäische Biber (Castor fiber) ist unser größtes heimisches Nagetier. Doch dass wir in vielen Teilen Deutschlands Biber in der Natur beobachten können, war nicht immer so. Bis ins 20. Jahrhundert wurde der Biber stark bejagt aufgrund seines dichten Fells und des Fleisches. Der Bestand ging so weit zurück, dass es 1973 bei uns in Sachsen nur noch etwa 100 Biber gab. Durch Artenschutzmaßnahmen und Wiederansiedelungsprogramme konnte die Zahl bis heute wieder auf über 2000 Tiere angehoben werden. Deutschlandweit gibt es in einigen Regionen sogar wieder so viele Biber, dass der Mensch zu nah am natürlichen Lebensraum des Bibers wirtschaftet und damit den Biber als störend empfindet. Jedoch überhaupt erstmal einen Biber zu Gesicht zu bekommen, ist gar nicht so einfach. Die Jungen Naturwächter der AG Chemnitzer NATUREntdecker berichteten so über ihre Bibererfahrungen.

Biberbeobachtungen der Jungen Naturwächter

 (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Direkt zu Beginn der Veranstaltung konnten die Jungen Naturwächter (JuNas) der AG Chemnitzer NATUREntdecker von ihren eigenen Erfahrungen mit dem Thema Biber berichten. Erst kürzlich hatten zwei Geschwister während ihrer Kur auf der Ostseeinsel Usedom Biberspuren entdeckt. Besonders auffällig waren demnach die großen Bäume, bei denen am unteren Teil des Stammes ein breites Stück Rinde rundherum abgenagt war. Auch umliegende Bäume mit Fraßspuren haben sie gefunden und nach einigem Suchen sogar die Biberburg. Sie waren dabei überrascht, welch große Bäume ein Biber dabei anknabbert und sogar fällt. Auch andere JuNas haben schonmal vom Biber angenagte oder gefällte Bäume gefunden und berichteten, dass diese Funde immer in der Nähe von Gewässern waren. In der Schule war der Biber bei vielen schon Thema gewesen, sodass da auch schon viel Wissen vorhanden war. Welch großes Interesse der Biber dabei auf die JuNas ausübt, merkten wir sehr schnell. Denn alle konnten uns von Erfahrungen mit den großen Nagern berichten oder hatten schon sehr viel Wissen parat. Dennoch erfuhren sie noch wichtige Infos über Europas größtes Nagetier. 

Welche typischen Merkmale hat ein Biber?

 (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Zunächst ist den JuNas der charakteristische Schwanz, die Biberkelle, eingefallen. Dieser ist ca. 35 cm lang, flach und breit und hat keine Haare. Er hilft dem Biber beim Steuern im Wasser und kann bei Gefahr ein Warnsignal sein. Fühlt sich ein Biber bedroht, schlägt er mit der Kelle flach aufs Wasser. Das laute Klatschen soll Räuber aufschrecken und dem Biber die Flucht ermöglichen. Ein weiteres Merkmal sind seine starken orangen Zähne, mit denen er die Bäume benagt. Im Gegensatz zu uns hat der Biber nur 20 Zähne mit vier starken Schneidezähnen. Von außen sind diese orange gefärbt, was vielleicht vermuten lässt, er müsse mal wieder Zähne putzen. Doch die Färbung hat einen guten Grund: die äußere Schicht ist Zahnschmelz mit einer Eisenverbindung, die für die nötige Härte sorgt. Die innenliegende Schicht ist weicher. Wenn der Biber nun mit den Zähnen arbeitet, nutzt sich die äußere Schicht langsamer ab als die innere, sodass die Zähne sich von selbst schärfen. Das Abnutzen ist für den Biber kein Problem, da seine Zähne lebenslang nachwachsen, ähnlich wie unsere Fingernägel. Alle Merkmale haben wir uns dann nochmal an einem Biberpräparat angeschaut, welches uns vom Museum für Naturkunde in Chemnitz für diese Veranstaltung zur Verfügung gestellt wurde.

Der Schwanz

Der Schwanz des Bibers wird Kelle genannt und macht ihn dadurch eindeutig bestimmbar.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Die Hinterpfoten

Nur die Hinterpfoten haben Schwimmhäute zum Schwimmen. Die Vorderpfoten dienen zum Greifen der Äste und Nahrung.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Die Zähne

Die Zähne des Bibers sind meist stark verfärbt und wachsen ein Leben lang.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Haben die JuNas Bibermaße?

 (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Nun haben wir uns einen Text über den Biber zur Hand genommen und gemeinsam einen Steckbrief an der Tafel erstellt. Dafür hat ein Junger Naturwächter laut vorgelesen, die anderen haben sich die wichtigen Informationen gemerkt und ein zweiter JuNa hat an der Tafel alles mitgeschrieben. So fanden die JuNas heraus, dass Biber bis zu 15 Minuten unter Wasser bleiben können und bis zu 2 Meter hohe Burgen bauen. Auch wissen wir jetzt, dass Biber in der Natur 15 bis 20 Jahre alt werden. Laut dem Steckbrief werden Biber bis 1,30 m groß. Das Präparat aus dem Naturkundemuseum, das wir für unsere Veranstaltung ausleihen durften, misst ca 1 Meter. Nun wollten wir natürlich nachprüfen, ob unsere JuNas Bibergröße haben. Schnell hatten wir einen Zollstock parat und jeder konnte selbst schauen, wie groß er ist. Wir stellten fest, alle waren schon größer als unser Biberpräparat. Dennoch hat so ein Biber, welcher unser größtes heimisches Nagetier ist, eine beachtliche Größe und wir können uns nun vorstellen, warum er eine so große Biberburg bauen muss.

Der Lebebsraum und die Biberburg

 (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Den Lebensraum des Bibers und die Tatsache, dass er in einer Biberburg lebt, wussten die JuNas natürlich schon. Wir schauten uns beides aber nochmal gemeinsam genau an. In Gewässern mit ausreichend tiefem Wasserstand gräbt er sich einfach eine unterirdische Höhle im Uferbereich. Ist dieses noch nicht so wasserreich, ist er in der Lage, sich selber einen geeigneten Lebensraum zu schaffen. Mithilfe eines Biberdamms kann er auch kleinere Gewässer in seinem Revier anstauen und so ideale Bedingungen für sich schaffen. Dabei reguliert er selber den Wasserstand. Dies dient dazu, dass die Eingänge seiner Behausung, die sogenannte Biberburg, stets unter Wasser sind. Dadurch können keine Fressfeinde in die Burg eindringen und er kann ungestört herein und herausschlüpfen. Den Aufbau einer solchen Biberburg haben wir uns auch mal genau angeschaut und festgestellt, dass er sogar eine Belüftung mit einbaut. Ganz schön schlau, der Biber. Die Fähigkeit, neue Gewässer anzustauen, fördert aus Sicht des Naturschutzes enorm die Artenvielfalt. Schon in kurzer Zeit werden diese neuen Gewässer von zahlreichen Tier- und Pflanzenarten, welche sich in solchen Lebensräumen wohlfühlen, besiedelt. Das führt aber auch zu Problemen mit dem Menschen. Denn er schafft sich seine Lebensräume auch in Bereichen, wo Menschen ihre Grundstücke, Arbeitsstätten oder Infrastruktur haben. Es entstehen Zusatzkosten oder auch Sicherheitsprobleme, wenn er beispielsweise Bahndämme oder Deiche untergräbt. In einem kurzen Film schauten wir uns die erfolgreiche Wiederansiedlung des Bibers in Mitteldeutschland und die nun entstehenden Konflikte mit dem Menschen an.

Biber - ein Fischfresser?

 (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Unter gemeinsamer Diskussion haben die JuNas überlegt, was ein Biber überhaupt so frisst. Mit dem Baumfällen ist natürlich klar, dass er vor allem Rinde, Blätter und Äste frisst. Da er die meiste Zeit im und am Wasser verbringt, vermuteten sie, dass unter anderem Fisch und Schnecken auf seinem Speiseplan stehen. Ein Junger Naturwächter brachte dann den Einwurf, Biber seien reine Pflanzenfresser, sodass alles Tierische wieder gestrichen wurde. Aber wie sieht es mit Apfel, Möhre und Mais aus? Alles kommt ja nicht so natürlich im Lebensraum des Bibers vor, ist aber pflanzlich. Die JuNas waren sich eher uneinig. So lösten wir auf, dass Biber gelegentlich auch Felder plündern und somit Obst und Gemüse auch auf seinem Speiseplan stehen. Bei Schokolade war natürlich allen klar, dass diese nicht auf dem Speiseplan dieses großen Nagetiers steht. Wir nutzten nochmal die Gelegenheit allen JuNas klar zu machen, dass man Wildtieren nicht einfach unsere Lebensmittel, wie Brot oder Brötchen, anbieten darf. Auch wenn sie es vermeintlich fressen, ist es nicht die geeignete Nahrung für die Tiere.

Zeit für Rätsel, Ausmalbilder und Bücher

Für den Spaßteil unserer Veranstaltung hatten wir kleine Rätsel, Ausmalbilder und Bücher zum Thema Biber zusammengesucht. Vielen Dank an dieser Stelle an den NABU Torgau vom Biberhof, S. Schubert vom NABU Burgstädt und die BUND-Regionalgruppe Dresden für das bereitgestellte Material, welches unsere Veranstaltung sehr bereichert hat. So konnten die JuNas selber entscheiden, worauf sie Lust haben. Einige wollten gerne die Rätsel lösen, andere begannen mit den Ausmalbildern. Wer keine Lust auf Malen und Rätseln hatte, der konnte sich auch einfach ein Buch schnappen und darin schmökern. Bei den Rätseln musste einerseits das zuvor gehörte Wissen angewendet werden, andererseits musste man nochmal in den Büchern recherchiert werden. So lernen unsere JuNas sich auch Wissen selber anzueignen und wo sie die entsprechenden Informationen herbekommen. Obwohl alle zum Freitagnachmittag schon ziemlich platt waren, blühten sie nun nochmal richtig auf und hatten viel Spaß. Genau dies hatten sich viele der JuNas bei unserer Umfrage ein paar Wochen zuvor gewünscht und wir als Gruppenleitende freuten uns natürlich auch, dass es auch so gut bei den JuNas ankam. Viele nutzen auch einfach mal die Zeit in der AG Chemnitzer NATUREntdecker, um sich mal wieder zu sehen und ganz im Sinne des JuNa-Programms gemeinsam die Freizeit sinnvoll in und mit der Natur zu verbringen.

Trotz anstrengender Schulwoche, ließen es sich die JuNas nicht nehmen die Rätsel zu lösen und Ausmalbilder zu vervollständigen.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Tolle Biberbücher und Ausmalbilder waren natürlich auch sehr beliebt bei einigen Jungen Naturwächtern.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Selbst einmal Biber spielen...

... konnten die JuNas am Ende der Veranstaltung. An einem Baum wollten wir sie nicht direkt nagen lassen, stattdessen gab es für jeden eine Möhre. So konnte jeder unserer kleinen Biber rund um die Möhre herum knabbern, bis zunächst nur noch ein schmaler Stiel in der Mitte stehen bleibt. Anschließend konnte der Möhrenbaum "gefällt" werden. Innerhalb von 5 Minuten lag der Möhrenwald darnieder. Ganz schön stark unsere Biber! Und ein leckeres und gesundes Experiment war es auch. 

Zum Abschluss unserer Veranstaltung gab es leckere Möhren, wo die JuNas selber mal Biber spielen konnten.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Unser Dank für die Bereicherung dieses Themas gilt dem Museum für Naturkunde in Chemnitz, dem NABU Biberhof in Torgau, der BUND-Regionalgruppe Dresden und auch Frau Schubert vom NABU Burgstädt für die bereitgestellten Materialien zum Thema Biber.