BUND Regionalgruppe Chemnitz

Bevor wir zum eigentlichen Thema kamen...

 (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

... mussten wir natürlich erstmal nach unseren Taubenküken sehen. Mithilfe unserer Nistkastenkameras können wir nun jede Woche beobachten, was in der Naturschutzstation so passiert. Letzte Woche haben wir entdeckt, dass die zwei Küken unseres Taubenpärchens im Dachgiebel geschlüpft sind. In dieser Woche haben die Jungen Naturwächter festgestellt, wie groß die Küken nun schon sind. Wer in den Ferien in der Station war, konnte sich erinnern, wie klein und zierlich die frisch geschlüpften Jungvögel noch waren. Nun sieht man schon die ersten Federkiele und die Altvögel entfernen sich länger vom Nest. Dadurch hatten die JuNas während der gesamten Veranstaltung die Möglichkeit, die Jungen im Auge zu behalten. Diese haben schon so langsam angefangen, sich selbstständig zu putzen und auch die Fütterung durch die Kropfmilch der Eltern haben wir beobachten können.

Was bedeutet internationaler Artenschutz eigentlich?

Zunächst haben die Jungen Naturwächter erstmal gemeinsam überlegt, was genau das Thema Artenschutz alles umfasst. Über die Abholzung des Regenwaldes haben die meisten schonmal etwas gehört. Doch warum macht man das und wieso ist das ein Problem für die Umwelt und die Artenvielfalt? Für das Roden von Wäldern gibt es zunächst unterschiedliche Gründe. Vor allem für die Holzgewinnung werden teilweise seit Jahrhunderten bestehende Urwälder ohne Rücksicht abgeholzt und für den Holzhandel genutzt. Dabei gibt es sogar illegalen Holzhandel, bei dem Bäume gefällt und verkauft werden, die aus Naturschutzgründen nicht gefällt werden dürfen. Doch vielerorts werden Waldflächen mithilfe der Brandrodung freigelegt, um Ackerflächen zu schaffen. Das wird gemacht, da durch das Verbrennen viel nährstoffreiche Asche entsteht, die auf landwirtschaftlichen Flächen direkt genutzt werden kann. Im Regelfall wird dann eine Monokultur angelegt, also eine Bepflanzung einer großen Fläche mit nur einer Pflanzenart. Häufig werden Ölpalmen auf die Plantagen gebracht, da aus den Früchten Palmöl gewonnen wird, das mittlerweile in der Hälfte der Produkte im Supermarkt enthalten ist. Doch leider hat die Monokultur auch viele Nachteile. Zudem wird dadurch der Lebensraum vieler Tierarten zerstört, einige der Tiere sterben auch schon direkt bei der Brandrodung durch das Feuer. Heißt, wir sollten uns im Supermarkt das nächste Mal die Zutatenlisten der Produkte anschauen und danach entscheiden, ob wir diese Art der Wirtschaft unterstützen möchten oder doch lieber zu einer Alternative zum Palmöl greifen.
Auch im Ozean gibt es bedauerlicherweise viele Bedrohungen für die Tier- und Pflanzenwelt. Von dem Wort Überfischung haben die JuNas bereits etwas gehört und konnten sich darunter vorstellen, dass zu viele Fische aus dem Meer geholt werden als neue nachkommen. Wir haben mit einem Schaubild gezeigt, dass sogar die Schleppnetze zum Einfangen der Fische problematisch sind, da viele von ihnen am Grund entlang schleifen und somit wertvollen Lebensraum zerstören. Falls so ein Netz mal kaputtgeht, wird es teilweise von den Fischern ins Meer geworfen, statt es ordentlich zu entsorgen. Diese sogenannten Geisternetze treiben über Jahrhunderte im Meer umher und fangen Meerestiere ein, die aus den Schlaufen nicht entfliehen können.
Doch nicht nur das macht der Artenvielfalt zu schaffen. Auch der Handel mit Wildtieren und das illegale Wildern sind große Probleme. Gerade im asiatischen Raum glauben viele Menschen an die Heilwirkung bestimmter tierischer Produkte, selbst wenn es keine wissenschaftlichen Belege dafür gibt. 
Diese und viele weitere Probleme gefährden die Artenvielfalt extrem. Bei den JuNas wurden die Augen immer größer und sie konnten gar nicht so recht fassen, wie viele Schwierigkeiten es eigentlich beim Artenschutz gibt.

 (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Im Anschluss daran haben wir gemeinsam ein Video geschaut, in dem es unter anderem darum ging, wie Urlauber bewusst oder unbewusst mit ihren Souvenirs die Artenvielfalt gefährden. Denn nicht alles, was man beispielsweise am Strand findet oder im Handel erwerben kann, darf man auch mitnehmen. Ein Zollbeamter des Flughafens München führte durch die mit illegal eingeführten Touristensouvenirs gefüllte Asservatenkammer. Hier staunten die JuNas nicht schlecht, als sie die zum teils extrem makaberen Souvenirs sahen, welche Touristen von ihren Urlaubsreisen mitbringen. Darunter waren in Schnaps eingelegte Schlangen, welche für die Freunde zu Hause als Partygag herhalten sollten, ausgestopfte Krokodile, welche als Nachttischlampe präpariert waren, oder ein Kopf einer geschützten Meeresschildkröte als Wanddekoration. Geschützte Tier- und Pflanzenarten und deren Teile dürfen nicht einfach mit nach Hause genommen werden, auch wenn sie schon tot oder abgestorben waren. Unsere JuNas der AG Chemnitzer NATUREntdecker waren natürlich sehr traurig, als sie die vielen sinnlos gestorbenen Tiere sahen. Aber sie erfuhren auch, dass das Sammeln von Muscheln und Korallen am Strand ebenfalls aus Artenschutzgründen ausbleiben muss. Auch um Ärger und Strafgelder bei der Rückreise zu vermeiden. So stellten die JuNas fest, dass man interessante Funde lieber nur fotografieren sollte. Und genau dies empfahlen die Zollbeamten auch. Statt Souvenirs sollte man der Artenvielfalt und der Umwelt zuliebe nur Eindrücke sammeln.

Probleme des Artenschutzes zum Anfassen

 (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

150 sogenannte Artenschutzkoffer wurden deutschlandweit vom WWF für außerschulische Bildungseinrichtungen ausgegeben, die für Bildungszwecke ausgeliehen werden können. In ihnen befinden sich zahlreiche illegale Souvenirs, welche vom Zoll beschlagnahmt worden sind, weil sie gegen Artenschutzbestimmungen verstoßen. Auch in Chemnitz stehen für diesen Zweck mehrere dieser Koffer bereit, so auch in der Umweltbibliothek des Umweltzentrums der Stadt Chemnitz. Dieses Angebot haben wir für unsere Veranstaltung genutzt, um den JuNas ein paar Dinge zu zeigen, die man sonst aus Artenschutzgründen vielleicht nicht so einfach zu Anschauungszwecken bekommt. Perlenketten aus Elfenbein, ein Damenschuh mit Schlangenleder, in Schnaps eingelegte Schlangen oder eine Handtasche aus Krokodilleder konnten die Teilnehmenden mal näher betrachten oder auch mal anfassen. Alle Gegenstände wurden vom Zoll in der Vergangenheit beschlagnahmt und wurden nun für Bildungszwecke freigegeben. Schon gruselig, wenn an der Handtasche noch ein echter Krokodilkopf dran ist. Natürlich haben sich die Jungen Naturwächter über den Sinn dieser Gegenstände den Kopf zerbrochen. Wieso stellt man so etwas her? Und wer kauft das dann auch noch? Aus nachhaltigeren Materialien wäre das doch viel schöner, da waren sich die JuNas sicher. Aber anhand des Koffers wissen sie jetzt, dass auch Muscheln, Korallen oder Seepferdchen keine geeigneten Urlaubserinnerungen sind.

Stadttaube oder Straßentaube (Columba livia forma domestica) im Eingang der Giebelnisthilfe. Eigentlich war sie eher für Turmfalken gedacht, aber die Tauben fühlen sich dort auch wohl.  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Zum Abschluss der Veranstaltung gingen die JuNas mit Ben noch einmal raus und inspizierten die Nistkästen, die in der Station verteilt sind. Anhand der Kabel konnten sogar die Kästen mit Kamera herausgefunden werden. Bei der Ankunft der Eltern wurde diesen direkt erzählt, was die JuNas über die Kameras gesehen haben und wo sich die Nistkästen jeweils befinden. Natürlich werden wir auch in den kommenden Wochen unsere Nistkasten-Aktivitäten weiter beobachten und die Jungvögel beim Aufwachsen verfolgen.