BUND Regionalgruppe Chemnitz

15.03.2024 Die Mülljäger sind los - JuNas halten die Natur sauber

Jedes Jahr Mitte März gehen die Jungen Naturwächter der AG Chemnitzer NATUREntdecker auf Mülljagd in der Umgebung der Naturschutzstation in Chemnitz-Gablenz. So entwickelt sich langsam eine kleine Tradition und der Erfolg ist auch spürbar. Aber erstmal zurück zum Beginn unserer Veranstaltung.

Getroffen haben wir uns wie immer in der Naturschutzstation auf der Adelsbergstraße. Natürlich haben wir als ersten Tagesordnungspunkt wieder unsere Taubenküken angeschaut, die im Dachgiebel nisten. Mithilfe der Nistkastenkamera konnten wir die Nestlinge wieder schön beobachten. Alle staunten nicht schlecht, wie sehr sich die Küken innerhalb einer Woche verändert hatten. Nun waren es schon richtige Tauben, aus deren Gefieder immer noch Flaumfedern hervorschauten. Das sah natürlich sehr lustig aus, fanden die JuNas.

Wie lange liegt unser Müll in der Natur?

 (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Bevor wir mit der Müllsuche starteten, klärten wir erstmal, warum es überhaupt notwendig ist, den Müll einzusammeln und warum wir diesen nicht einfach in der Natur liegen lassen können. Da wussten natürlich die JuNas schon sehr gut Bescheid. Viele Materialien verrotten nämlich nur schwer oder gar nicht. Daher ist es wichtig, bereits zu Hause mit dem Schutz unserer Umwelt anzufangen. Einerseits kann direkt schon gezielt Müll eingespart werden, sodass gar nicht erst viel weggeworfen wird. Andererseits ist es wichtig zu wissen, wie Müll richtig getrennt wird, sodass wiederverwertbare Verpackungen oder Rohstoffe nicht sinnlos verbrannt werden müssen. Um das Thema genauer zu beleuchten, wie lange Müll verrottet, haben wir mal verschiedene Arten von Müll mitgebracht, die zu Hause so anfallen. Es wurde gemeinsam besprochen, in welchen Abfallbehälter die jeweiligen Dinge gehören. Anschließend stand die Frage im Raum, wie lange wohl die verschiedenen Müllarten in der Natur herumliegen würden, bevor diese sich zersetzen. Das kann nämlich bei einigen Materialien, wie zum Beispiel Plastik und Glas, richtig lange dauern. Auf einer Übersicht haben die JuNas überlegt, welche Zersetzungsdauer sie miterleben würden. Papier und Holz sind da natürlich mit dabei, aber auch eine Wollsocke könnten sie beim Verrotten beobachten. Schwieriger wird es bei Kunststoffen wie Plastikflaschen. Geschluckt haben alle bei der Zahl, die unter Angelschnur und Fischernetzen stand... "600 Jahre? Das erlebt ja kein Mensch mehr, der das Netz da ins Meer wirft!" Auch können wir nicht wirklich von "verrotten" sprechen, da sich Plastik nur in immer kleinere Teile zersetzt und beispielsweise Weichmacher und andere Chemikalien herausgespült werden. Den Begriff dafür kannte sogar auch ein Junger Naturwächter. Denn dieses Produkt von immer kleiner werdendem Plastik nennt man Mikroplastik.

Damit die JuNas mit eigenen Augen miterleben können, wie sich verschiedener Müll über die Zeit verändert, haben wir gemeinsam ein "Müllgrab" im Garten der Naturschutzstation angelegt. Dafür haben wir ein Loch gegraben, in das wir den Müll nebeneinander hereingelegt haben. Danach kam wieder Erde darüber und an alle Bereiche kamen entsprechende Schilder, auf denen noch einmal steht, welcher Müll sich darunter befindet. Schließlich wollen wir im Herbst dieses Loch wieder finden und schauen, ob und was sich schon verändert hat. Wir sind gespannt.

 (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
 (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
 (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
 (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Die Mülljagd beginnt

 (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Da es nun die JuNas kaum noch erwarten konnten, wurden schnell alle Müllgreifer und Eimer verteilt, sowie die Sicherheit und der Ablauf besprochen. Den ganzen Tag über war schönstes Frühlingswetter, aber schon pünktlich zu Veranstaltungsbeginn zogen erste Regenwolken auf. Zum Glück waren die JuNas sowieso für das Müllsammeln mit witterungsgerechter Kleidung und Schuhwerk ausgestattet. Also sollten uns ein paar Tropfen Regen nicht davon abhalten, die Natur in unserer Umgebung von lästigem Zivilisationsmüll zu befreien. Schließlich wussten wir ja jetzt, dass es unbedingt notwendig war, diesen zu entfernen. Jetzt konnte es endlich losgehen mit der Jagd nach dem Müll und auch unsere neuen Müllgreifer konnten eingeweiht werden. Bereits neben dem ersten Wohnblock trafen wir auf erste Spuren von Müll. Überall lagen kleine Styroporreste herum. Schnell kam die Frage auf, woher diese wohl stammen. Wir fanden keine Verpackungen oder andere größere Dinge in der Nähe. Ein Blick an die obere Hauswand des Wohnblocks lüftete dieses Müllgeheimnis. Dort hatten nämlich die Buntspechte auf der Suche nach Nahrung Löcher in die hohl klingende Hausfassade geklopft, welche zur Wärmedämmung aus Styroporplatten besteht. Das konnte auch ein Junger Naturwächter durch eigene Beobachtungen an diesem Block bestätigen. Einige ältere Löcher waren von der Hausverwaltung schon zugespachtelt worden, aber es waren schon wieder zahlreiche neue zu sehen. Auch die extra aufgehängten Ablenkkästen hielten die Spechte nicht von ihrem zerstörerischen Werk ab. Bedauerlicherweise gelangt so auch versehentlich viel Mikroplastik in die Umwelt. Die größeren Stücke versuchten wir einzusammeln, aber die ganzen kleinen Kügelchen schafften wir auch nicht alle aufzulesen.

Nichts hält die JuNas vom Müllsammeln ab.

 (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Weiter ging es, wie jedes Jahr, am Bachlauf des nahegelegenen Sandgrubenbachs entlang der Wiese. Aus Erfahrung konnten einige JuNas schon vorhersagen, was wir vermutlich wieder finden werden. Einige Hundebesitzer sammeln zwar die Hundehaufen in Kotbeuteln auf, werfen diese dann aber leider wieder in die Natur und auch direkt im Bach sammeln sich so immer wieder Beutel an. Vor allem durch Wind gelangt hier vieles hin. Einige der JuNas hatten sich darauf perfekt vorbereitet und kamen mit Gummistiefeln, sodass sie auch direkt im Bach Müll aufsammeln konnten. Auch Kabelisolierung, Stofffetzen und ein Fahrradschloss haben wir gefunden. Dazu kamen noch diverse andere Fundstücke wie eine Stoppuhr, eine Ballpumpe, der Fuß eines Drehstuhls und Einkaufsbeutel. Große und kleine Glasflaschen haben wir auch aus den Gebüschen entfernt. Die JuNas haben sich darüber gewundert, immerhin gibt es auf einige der Flaschen Pfand, sodass man sogar Geld wieder bekommt, wenn man sie im Markt abgibt. Auch der Nieselregen von oben störte scheinbar nicht und sie zeigten vollen Körpereinsatz, krochen durch die Gebüsche und beim beherzten Schritt in den Bach wurden auch mal ein paar Socken und Hosen nass. Doch davon ließen sich unsere Jungen Naturwächter nicht abhalten, jedes Plastikstück oder Überbleibsel von Silvester, mit viel Freude aus Bach oder Gebüsch herauszuangeln in dem Wissen, der Natur was Gutes zu tun. Deutlich wurde es dadurch, als eine Junge Naturwächterin stolz sagte: "Wir sind die Mülljäger".

Sehr gefreut haben wir uns über den positiven Zuspruch, der von einigen Anwohnern kam. Unsere Aufräumaktion war nämlich nicht unbemerkt geblieben und so standen schon einige neugierige Bewohner der anliegenden Wohnblocks an ihren Fenstern oder auf den Balkons, um unsere fleißige Mülljagdkolonne bei ihrem munteren Treiben zu beobachten. Eine ältere Dame spendierte sogar eine Packung Schokolinsen. Aber auch die jüngere Generation zeigte sich beeindruckt von unserem Engagement. Auf der Wiese war eine Männergruppe mit Hund unterwegs, die diesen extra für uns zurück an die Leine nahm und uns bestätigte, dass dies eine tolle Sache mit den Kindern sei. Solch eine Bestätigung ist für alle Beteiligten super. Auf der einen Seite freuen sich die JuNas und die Akteure über das Kompliment und auf der anderen Seite sehen die Anwohner, dass Kinder und Jugendliche sich aktiv für den Umweltschutz in ihrer Umgebung engagieren. Zudem soll unser Handeln zum Nachahmen anregen oder gezielt auf das Problem aufmerksam machen.

 (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
 (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Naturbeobachtungen haben wir natürlich auch gemacht. Neben verschiedenen Vögeln entdeckten wir auch Marienkäfer und Schnecken. Dazu kamen noch diverse Spuren und Maulwurfshügel.

Unter der Rinde eines Totholzastes fanden wir zahlreiche Fraßspuren von Bockkäfern.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Dann entdeckten wir sogar einen der Bewohner. Doch Ben war leider zu langsam mit der Kamera, sodass sich die Larve schnell in das Loch zurückzog.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Auch einen kleinen Schmetterlingskokon fanden wir unter der Rinde. So können Insekten also den Winter überstehen.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Eine Stunde Müllsammeln, ein ganzer Sack voll Müll

 (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

In kurzer Zeit füllte sich unser Müllbeutel immer mehr und Ben hatte ganz schön zu schleppen. Überall in den Gebüschen verteilt waren JuNas auf Müllsuche zu sehen. Kleinere Verletzungen, durch Dornen verursacht, blieben dadurch leider nicht aus und wurden aber schnell erstversorgt. Das Erste-Hilfe-Set ist bei unseren Ausflügen immer dabei. Wie immer vergeht die Zeit sehr schnell und auch die Sonne ging so langsam unter. Auch wenn die alle "Mülljäger"gerne noch weiter gesucht hätten, machten wir uns so langsam auf den Rückweg, schließlich warteten schon die ersten Eltern. Zurück an der Naturschutzstation staunten die Eltern nicht schlecht, wie viel Müll wir innerhalb kurzer Zeit gefunden haben. Und auch die JuNas meinten, dass es doch eigentlich total schlimm ist, wenn wir nur in diesem kleinen Gebiet schon so viel Müll in der Natur finden. "Da sind die Leute ganz schön doof, wenn die ihre Sachen nicht einfach wieder mitnehmen", hat ein JuNa richtig erkannt. 

Auch dieses Jahr war unsere Müllsammelaktion "leider" wieder erfolgreich und hat auch wieder richtig Spaß gemacht. Wir haben uns aktiv für den Umweltschutz eingesetzt und auf unsere Frage, ob wir solch eine Müllsammelaktion nochmal machen wollen, erfolgte von allen Jungen Naturwächter der AG Chemnitzer NATUREntdecker ein lautes "Jaaaaaaa".

Die Jungen Naturwächter der AG Chemnitzer NATUREntdecker aktiv als Mülljäger in Chemnitz-Gablenz. Ob es im nächsten Jahr wieder so viel Müll am Bach geben wird?  (Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Das Müllgrab im Garten soll zeigen, wie der Müll nach einem halben Jahr aussehen wird. Welches Material wird schon verrottet sein?  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Vielen Dank an alle kleinen und großen Müllsammler.