Der Juli ist Insektenzeit und so luden Ben & Linda am 26.07.2024 alle naturinteressierten Kinder und ihre Familien zu einer Insektenexkursion im Chemnitzer Küchwald ein. Dort gibt es zahlreiche Lebensräume für eine Vielzahl von Insekten und anderer Tiere zu erkunden.
Unserer Einladung waren 10 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gefolgt. Doch zum Treffzeitpunkt sah es zunächst so aus, als würde unsere Exkursion ins Wasser fallen. Denn kurz vor Beginn der Veranstaltung fing es an zu tröpfeln. Zum Glück änderte sich dies schon bald, die Wolken verzogen sich und die Sonne kam langsam wieder zum Vorschein. Da noch nicht alle Angemeldeten da waren, nutzte Linda die Zeit, um den Anwesenden mal etwas über den Küchwald zu berichten. Wieso heißt er eigentlich "Küchwald" und warum wurde er nie abgeholzt und bebaut? Die Entstehungsgeschichte dieses Stadtwaldes geht nämlich bis ins Mittelalter zurück, als dieser zusammen mit dem Schlossteich der Versorgung des auf dem heutigen Schlossberg gelegenen Klosters diente. Denn dieser war ursprünglich eine Klosteranlage. Heute dient der Küchwald uns Menschen zur Freizeitgestaltung und Erholung, aber natürlich auch als "grüne Lunge" der Stadt, welcher zahlreichen Tieren, Pflanzen und anderen Organismen einen tollen Lebensraum bietet. Die zahlenmäßig größte Tiergruppe wollten wir nun gemeinsam erkunden.
Da nun die Sonne wieder herauskam, konnten wir auch auf Insektensuche gehen. So bekamen alle den Auftrag, entlang des Weges und auf dem Weg nach Insekten und deren Spuren zu suchen. Schnell wurden die ersten Weichkäfer entdeckt und das mitten auf dem Weg. Das hieß für uns, immer genau hinschauen, wo man hintritt, denn wir wollen ja keine Insekten versehentlich zertreten. An einem alten liegenden Totholzstamm erklärte uns Ben, wie wertvoll Totholz für Insekten und andere Organismen ist. Bei genauerem Hinsehen fanden wir verschiedene Baumpilze und auch Käferschlupflöcher. Dieser verwitterte Stamm war also nicht tot, sondern voller Leben. Von den Kindern wollten wir natürlich noch wissen, um was für einen Baum es sich denn handelte. An der weißen Rinde erkannten die Kinder natürlich die Baumart und somit war auch klar, welche Käferart die vielen nebeneinanderliegenden Löcher verursacht hat, nämlich der Große Birkensplintkäfer (Scolytus ratzeburgii). Es zeigt sich, dass man als angehender Insektenkenner sich auch mit Pflanzen beschäftigen muss, um die ein oder andere Art bestimmen zu können. Genau dies wollen wir im Projekt "Junge Naturwächter" umsetzen. Die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen durchlaufen zunächst eine Art Grundausbildung, bevor sie sich spezialisieren können. Denn ein Grundverständnis für ökologische Zusammenhänge ist für angehende Naturschützer sehr wichtig, um anstehende Herausforderungen im Naturschutz bewältigen zu können. Daher hielten wir nicht nur Ausschau nach Insekten, sondern auch nach Vögeln, Pflanzen und Bäumen. Aus dem Wald erklangen immer wieder merkwürdige Rufe, ähnlich einem Baumgespenst. Als wir herausgefunden hatten, woher sie kamen, stellten wir fest, dass es sich um eine Ringeltaube handelte. Die hatte natürlich jeder schonmal gesehen, denn sie sind sehr häufig in Chemnitz anzutreffen. Aber auch das typische "Lachen" eines Grünspechts war aus dem Waldsaum zu hören. Diese Art ist, wie viele andere Arten auch, neben alten Bäumen auf Insekten angewiesen. Denn auf seinem Speiseplan stehen hauptsächlich Ameisen. Und auch diese fanden wir im Küchwald sehr zahlreich. An einem Erdnest konnten wir sogar geflügelte Königinnen beim Ausfliegen beobachten. An den anderen Bäumen fanden wir zahlreiche Feuerwanzen in verschiedenen Entwicklungsstufen und erläuterten gleich mal den Unterschied zwischen Feuerkäfern und Feuerwanzen. Ganz mutige Teilnehmer und Teilnehmerinnen durften dann auch mal ungefährliche Baumwanzen (Pentatoma rufipes) auf ihre Hände nehmen, welche wir auch sehr zahlreich im Küchwald vorfanden.