06.01.2023 AG Chemnitzer NATUREntdecker: Nesterpräparation & Zugvögel - Wo unsere Brutvögel den Winter verbringen

Matthias Rodig zeigt uns die Präparation von Nestern

Matthias Rodig zeigt uns verschiedene Nester und berichtet uns viel wissenswertes dazu. Die Nester haben wir gemeinsam bei der Nistkastenkontrolle im vergangenen Herbst im Adelsberger Mühlenbusch gesammelt.  (Linda Heinrich / Junge Naturwächter Chemnitz / BUND RG Chemnitz)

Am Freitag den 06.01.2023 fand unsere erste Veranstaltung im Jahr 2023 statt. Dazu trafen wir uns in der Naturschutzstation, wo uns Matthias Rodig die Präparation von Nestern zeigte. Dazu schauten wir uns natürlich auch die bereits präparierten Nester genau an. Durch die Art wie die Nester aussehen und was man daran findet kann man einiges ablesen. Leere Nester werden auch gerne von Nachmietern genutzt. So findet man zahlreiche Insekten in alten Nestern. Findet man jedoch noch unausgebrütete Eier darin und das Nest ist noch so gut wie frisch gebaut, dann war die Brut wohl nicht erfolgreich. Ist es leer und platt gedrückt, dann war die Brut wohl erfolgreich. Aber auch tote Jungvögel finden sich immer wieder in den Nestern. Dies kommt leider sehr häufig vor. Nur ein Drittel der Jungvögel überlebt in der Regel das erste Jahr, einige schaffen es noch nicht einmal das Nest zu verlassen. Die Gründe dafür sind sehr verschieden. Um diese Verluste auszugleichen, sind die Bruten bei Meisen beispielsweise sehr zahlreich.

Matthias berichtete uns zudem sehr viel wissenswertes aus seiner langjährigen Tätigkeit als ehrenamtlicher Naturschutzhelfer und aus der Zeit, als er mit seiner Familie eine Wildtierauffangstation betrieben hat. Darunter waren zahlreiche Tierarten wie Eichhörnchen, Igel, Waldkauz, Eichhäher und viele andere Tiere. Dazu zeigte er uns auch allerhand Fotos, welche die Teilnhehmenden natürlich ausgiebig betrachteten und uns von ihren eigenen Erlebnissen und Erfahrungen mit Wildtieren berichteten.  

Ben berichtet uns über das Thema Zugvögel

Hier zeigt uns Ben die wichtigsten Zugrouten der Mittel- & Langstreckenzieher, welche den Winter in Afrika verbringen. Dazu fliegen sie ungern über das offene Meer und nutzen daher diese drei Hauptrouten um das Mittelmeer zu überqueren.  (Linda Heinrich / Junge Naturwächter Chemnitz / BUND RG Chemnitz)

Im Anschluss gab uns Ben, passend zur Stunde der Wintervögel an diesem Wochenende, noch einen Einblick in das Thema Zugvögel und Standvögel. Es zeigte sich sehr schnell, dass es man nicht nur mit diesem beiden Begriffen arbeiten kann, um den alljährlichen Vogelzug damit zu beschreiben. Klassischerweise denkt man immer, dass Zugvögel Europa Richtung Afrika verlassen. Allerdings gibt es da Unterschiede von Art zu Art und auch innerhalb einer Art. Daher unterscheidet man noch zusätzlich in in Kurzstreckenzieher, welche nur bis 2000km ziehen, Mittelstreckenzieher, welche zwischen 2000 und 4000 km ziehen, und Langstreckenzieher, welche über 4000km ziehen.

Aber auch innerhalb einer Art kann es da Unterschiede geben. So verbringt ein Teil der Rotkehlchenpopulation den Winter in Mitteleuropa, während der andere Teil Richtung Süden fliegt. Auch bei den Buchfinken gibt es da eine Besonderheit. Hier ziehen nur die Weibchen nach Süden und die Männchen bleiben vor Ort. Daher spricht man in diesem Zusammenhang auch von Teilziehern. Zudem verändert sich das Zugverhalten auch zunehmend auf Grund des Klimawandels. Mildere Winter verleiten immer mehr "Zugvögel" das angeborene Verhalten aufzugeben und den Winter im Brutgebiet Mitteleuropa zu verbringen oder nur bei akutem Nahrungsmangel auszuweichen. So werden sie zu Kurzstreckenziehen oder zu Strichvögeln, welche nur auf der Suche nach Nahrung umherstreichen, dennoch aber im Brutgebiet bleiben. Es zeigte sich, dass es den klassischen Standvogel gar nicht gibt, denn die heimischen Brutvögel, welche den Winter bei uns verbringen, sind eher Strichvögel, welche in Gebiete fliegen, wo sie Nahrung finden. So kann man sie häufig auch an unseren Futterhäusern und Futterstellen beobachten. Außerdem gibt es ja noch Zugvögel, welche aus den nördlichem Europa zu uns ziehen um hier den Winter zu verbringen. Dazu zählen beispielsweise die Bergfinken und Rotdrosseln und sind somit nur im Winter bei uns im Garten zu beobachten. Diese werden auch als Wintergäste bezeichnet. Je nachdem wie der Winter also ausfällt, gibt es mehr oder weniger Zugvögel. Dennoch schätzt man die Zahl der Zugvögel, welche Mitteleuropa jährlich im Herbst/Winter gen Süden verlassen, auf 2 Milliarden. Eine sehr beachtliche Zahl, wenn man bedenkt wie anstrengend und gefahrvoll diese Reise sein kann.

Mit den Vogelpräparaten wurden die Artkenntnisse und das gerade Gehörte zum Thema Zugvögel verinnerlicht.  (Linda Heinrich / Junge Naturwächter Chemnitz / BUND RG Chemnitz)

Um das Thema und die Artenkenntnis zu festigen, durften die Teilnehmenden noch einige ausgewählte Präparate bestimmen und diese den Begriffen Zugvogel, Teilzieher und Standvogel/Strichvogel zuordnen. Abschließend sahen wir noch einen kurzen Film zum Thema, wo nochmal die wichtigsten Informationen schön erklärt und dargestellt worden sind und auch gezeigt wurde, dass es beim Thema Vogelzug noch sehr viel Forschungsbedarf gibt. Vielleicht wird sich ja auch der ein oder andere Chemnitzer NATUREntdecker an der Erforschung beteiligen.

 

Wer sich gerne über das Thema informieren möchte, der findet hier eine schöne Zusammenfassung. Klick