Heute hieß es für die Jungen Naturwächter der AG Chemnitzer NATUREntdecker eintauchen in die Welt der Pilze. Da uns ein Junger Naturwächter bei der letzten Veranstaltung gefragt hat, ob wir als Umweltbildner alles über die Natur wissen oder alle Arten kennen, zeigte Ben zunächst mal ein paar Zahlen und eine Grafik über die in Deutschland bekannten Arten. Im Artenschutzreport 2015 werden 71.500 bekannte Arten genannt, wovon 60 % Tiere, 20 % Pilze, 10 % Pflanzen und die restlichen 10 % sogenannte Protisten sind. Das ist natürlich eine enorm große Zahl an Arten, welche ein einzelner Mensch und auch wir als Umweltbildner nicht alle kennen können. Aus diesem Grund laden wir uns auch immer wieder Experten oder ehrenamtliche Helfer zu den JuNa-Veranstaltungen ein. Diese kennen sich auf einem bestimmten Gebiet oder mit einer speziellen Artengruppe richtig gut aus und geben ihr Wissen gerne an die JuNas weiter. Was bietet sich da beim Thema Pilze besser an, als beim Verein Pilzfreunde Chemnitz e.V. um Unterstützung anzufragen, welcher sein Büro auch in der städtischen Naturschutzstation hat und somit ein Nachbar der AG Chemnitzer NATUREntdecker ist. Pilzexperte und Pilzcoach Wolfgang Friese kannten einige JuNas schon von früheren Veranstaltungen und so durften wir ihn auch an diesem Tag wieder zu einer unserer Veranstaltungen begrüßen. Zunächst gab es zur Einführung ins Thema einen kleinen kindergerechten Film über die Vielfalt und Lebensweise der Pilze. Anschließend begrüßten wir noch Luca, welcher uns in der nächsten Zeit als Bundesfreiwilligendienstleistender bei der Umweltbildung unterstützen möchte.
Im Vorfeld der Veranstaltung hatten Wolfgang Friese und seine Kollegen vom Pilzfreunde Chemnitz e.V. bereits verschiedene Pilze im gesamten Stadtgebiet gesammelt und in die Naturschutzstation gebracht. Diese sollten den JuNas als Anschauungsobjekte und auch für künftige Pilzausstellungen dienen. Leider war das Wetter zuvor so trocken, dass es noch nicht viele Pilze gab. Dennoch kamen unterschiedlich aussehende Pilze zusammen und ein erfahrener Pilzcoach wie Wolfgang Friese konnte zu den einzelnen Arten auch interessante Besonderheiten berichten. Die Pilze durften auch mit fast allen Sinnen erforscht werden. Fühlen und Riechen waren zwingend erlaubt, während Geschmackstests ausbleiben sollten, um Unverträglichkeiten zu vermeiden. Beim Lackporling stellten die Teilnehmenden schnell fest, dass er sich ja wie Plastik anfühlt und die Gerüche wurden auch ausgiebig getestet. Nun wissen alle, dass es Röhren-, Schwamm- und Lamellenpilze gibt. Wie man Pilze auch zu Hause selber züchten kann, zeigte uns Wolfgang Friese anhand von Austernseitlingen, welche er auf einer Mischung aus speziellem Substrat und Kaffeesatz kultiviert hat. So kann man nachhaltig selber Pilze für den Eigenbedarf anbauen und den anfallenden Kaffeesatz noch praktisch verwenden. Beim Thema essbare und giftige Pilze bekamen die JuNas natürlich auch wertvolle Informationen, um diese unterscheiden zu können. Steinpilze, Pfifferlinge und Champignons kannten natürlich alle. Aber es gibt noch viel mehr essbare Pilze in unserer heimischen Natur, welche aber nicht immer so einfach von ihren giftigen Verwechslungsarten zu unterscheiden sind. Daher sollte beim Sammeln immer ein sachkundiger Pilzkenner zur Kontrolle aufgesucht werden, um Vergiftungen oder Unverträglichkeiten zu vermeiden. Wie sich Pilze mit ihren Sporen ausbreiten, konnten die JuNas auch anschaulich anhand von überreifen Bovisten testen. Diese geben nämlich bei Berührung Tausende von Sporen frei.
Faszination Pilze
Unser Gast konnte aber nicht nur etwas zu den gefundenen Pilzen berichten, sondern hatte natürlich auch noch verschiedene Beispiele für Verwendungsmöglichkeiten mitgebracht. So gibt es diverse Vitalpilze, welche uns Menschen helfen können, gesund zu bleiben oder wieder gesund zu werden. Nach eigener Aussage, testet er diese natürlich auch alle selber und gibt seine Erfahrungen in Büchern weiter. Einige Pilzarten lassen sich aber noch für andere Dinge verarbeiten oder nutzen. Der Zunderschwamm war, wie der Name schon sagt, in früheren Zeiten eine beliebte Anzündhilfe für Feuer. Dafür benötigt man aber etwas Geschick und Übung, um mit Schlageisen und Zunderschwamm ein richtiges Feuer zu entfachen. Das zeigt uns Wolfgang Friese sicherlich mal in einer anderen Veranstaltung. Interessant für die JuNas waren dann aber noch die vielen Hüte, Schmuckstücke und anderen Dinge, welche aus verschiedenen Pilzen hergestellt worden sind. Diese wurden natürlich neugierig begutachtet und auch ausprobiert. Zudem berichtete uns der Pilzcoach über sehr sonderbare Pilze mit sehr speziellen Lebensweisen. Dazu zählen zum Beispiel der Fliegentöter oder Marienkäferpilz, welcher zunächst die lebenden Tiere befällt und sie sogar dazu bringt, auf hohe Grashalme zu klettern, bevor sie dort sterben. So kann der Pilz seine Sporen gut in der ganzen Umgebung verteilen. Aber aus Pilzen kann man auch Tinte oder Farben zum Färben gewinnen, wie einige JuNas schon aus einer vergangenen Veranstaltung wussten. Scheinbar hat ihnen dies so viel Spaß gemacht, dass sie den Wunsch äußerten, dies nochmal zu wiederholen. Das freut natürlich den Pilzcoach und natürlich auch uns vom Team der Jungen Naturwächter in Chemnitz. Also werden wir Wolfgang Friese mal wieder zu einer unserer Veranstaltungen einladen, um die verschiedenen Fähigkeiten der Pilze kennenzulernen.
Wir haben uns sehr über das große Interesse der JuNas am Thema Pilze gefreut. Es werden sicherlich noch weitere interessante Veranstaltungen mit Wolfgang Friese und den Pilzfreunden stattfinden. Denn das Thema Pilze ist bei der Vielzahl an Arten und Eigenschaften nicht in einer einzelnen Veranstaltung abzuhandeln.