21.09.2024 Wildkatzen beim Wildgatterfest in Oberrabenstein

Wildgatterfest Oberrabenstein 2024

 (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Das Wildgatter in Oberrabenstein ist ein beliebtes Ausflugsziel für Natur- und Tierliebhaber, das die Möglichkeit bietet, heimische Wildtiere hautnah zu erleben. Besonders im Rahmen des jährlichen Wildgatterfests wird die Verbindung zwischen Naturschutz, Umweltbildung und Tierbeobachtung auf eindrucksvolle Weise erlebbar. Besucher können an zahlreichen Mitmachaktionen und Informationsständen teilnehmen und dabei nicht nur die Tiere des Wildgatters kennenlernen, sondern auch spannende Einblicke in Naturschutzprojekte erhalten. Solche Veranstaltungen sind von großer Bedeutung, da sie Menschen aller Altersgruppen für den Schutz der Natur sensibilisieren und ein Bewusstsein für bedrohte Arten schaffen. Gerade im urbanen Raum ist es wichtig, Naturräume und die darin lebenden Tiere zu schützen und zu bewahren. Das Fest bietet eine wertvolle Gelegenheit, Umweltbildung mit Freude und persönlichem Engagement zu verbinden. Dieses Jahr beteiligte sich auch wieder der BUND Landesverband Sachsen mit einem Stand, an dem das Projekt "Rettungsnetz Wildkatze" vorgestellt wurde. Auch wir als BUND Regionalgruppe Chemnitz waren mit dabei und stellten das JuNa-Projekt vor. Dies war zudem die ideale Gelegenheit, mit den Jungen Naturwächtern der AG Chemnitzer NATUREntdecker das Thema Wildkatze (Felis silvestris silvestris) zu behandeln und uns mit unseren auffälligen JuNa-T-Shirts und Kappen auch anderen Vereinen zu präsentieren. 

BUND-Projekt "Rettungsnetz Wildkatze"

 (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Am Stand des BUND angekommen wurde zunächst das Projekt Rettungsnetz Wildkatze von den Ehrenamtlichen vor Ort vorgestellt. Vor 20 Jahren wurde das Projekt ins Leben gerufen, an dem sich zunächst drei Bundesländer Deutschlands beteiligten. Mittlerweile ist auch Sachsen dabei und unterstützt aktiv dabei, dass sich Wildkatzen in der Region ausbreiten können. Wichtig dafür sind sogenannte "grüne Korridore", also Landstriche, die vormals Brach- oder Ackerland waren und mit Büschen und Bäumen bepflanzt werden. Diese verbinden als Lebensraum geeignete Wälder miteinander und begünstigen so die Wege der Wildkatze. Denn diese sind scheue Waldbewohner, die Laub- und Mischwald bevorzugen und nur zum Jagen auch mal an Waldrändern anzutreffen sind. Im Gegensatz zu unseren Hauskatzen gehen sie nicht auf den Menschen zu, sondern leben im Verborgenen. Sie lassen sich auch nicht domestizieren und würden bei Wohnungshaltung krank werden. Die Hauskatze stammt nämlich nicht von der Europäischen Wildkatze ab, sondern von Falbkatzen (Felis silvestris lybica), die aus Nordafrika stammen.

 (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Auf den ersten Blick sind junge Wildkatzen nicht gleich von ähnlich gemusterten Hauskatzen zu unterscheiden. Doch ausgewachsene Tiere zeichnen sich deutlich ab. Anders als bei unseren Stubentigern ist die Färbung von Europäischen Wildkatzen recht unauffällig, sodass sie im Unterholz gut getarnt sind. Ihr Fell ist braun bis beige, mit einem hellen Kehlfleck am Hals und einem schwarzen Aalstrich auf dem Rücken, der kurz vor dem Schwanz endet. Dieser ist wesentlich buschiger als der von Hauskatzen und ist durch ein schwarzes stumpfes Ende mit zwei bis drei Ringen gekennzeichnet. Zur Anschauung hat der BUND das Fell einer echten Wildkatze mitgebracht. Normalerweise darf man solche Felle nicht besitzen, da die Katze geschützt ist. Leider kommt es immer mal wieder zu Verkehrsunfällen, bei denen die Tiere auf der Straße überfahren werden. Ein solches Fell darf dann mit speziellen Genehmigungen für Bildungszwecke präpariert und verwendet werden. Hier konnten die Jungen Naturwächter einmal fühlen, wie dicht das Fell eigentlich ist. Das ist wichtig für die Wildkatze, da sie in unseren Breiten jedem Wetter trotzen muss.

JuNas machen das Wildkatzen-Diplom

 (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Um das neu erlernte Wissen der Jungen Naturwächter zu testen, gab es zum Abschluss noch ein kleines Quiz. So konnten die JuNas sich als echte Wildkatzenexperten beweisen und sogar noch ein "Wildkatzen-Diplom" erwerben. Einige der Fragen waren "zu leicht" für unsere erfahrenen JuNas, andere waren dann doch etwas kniffliger. Zum Schluss hatten dann aber doch alle das Lösungswort herausbekommen und waren mit ihrer Leistung zufrieden. Am Wildkatzenstand gab es aber noch viel mehr zu entdecken. In einer Sandkiste konnten mit Fährtenstempeln verschiedene Tierspuren, darunter auch die der Wildkatze, gemacht und erraten werden. Zudem lagen Ausmalbilder und jede Menge Infomaterial zum Thema Wildkatze bereit. Beim Gespräch mit dem Wildkatzenteam erfuhr man auch noch viele interessante Dinge aus dem Monitoringprogramm und über die Verbreitung dieses scheuen Raubtiers. Beim anschließenden Besuch des Wildkatzengeheges im Wildgatter konnten alle die typischen Merkmale noch einmal ins Gedächtnis rufen, welche die Wildkatze von unseren manchmal sehr ähnlich gezeichneten Hauskatzen unterscheidet.

Lange Gesichter bei den Dachsen

 (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Als nächster Tagespunkt stand ein Besuch der neu eröffneten Dachanlage mit ihren beiden Bewohnern an. Bei einer Schaufütterung informierte Wildgatterleiter Mathias Wagner die Besucher über die Anlage und die zwei dort lebenden Dachse Yoshi und Brummi. Die beiden sind eineinhalb Jahre alt und lebten vorher in einem Wildpark nahe der Grenze zu den Niederlanden. Dachse sind Allesfresser, heißt ihre Nahrung besteht, anders als bei den meisten Marderarten, hauptsächlich aus Obst, Samen und Wurzeln. Zudem ernähren sie sich beispielsweise von Würmern, Schnecken und Vogeleiern von Bodenbrütern. Aber an diesem Tag bekamen sie Küken zu fressen. "So viele Besucher sind die Dachse noch nicht gewohnt", meinte der Wildgatterleiter, als die JuNas etwas traurig ins Gehege schauten. Trotz Fütterung blieben die beiden noch sehr scheuen Dachse nämlich lieber in ihrem Bau. Alle Fotoapparate und Handys waren bereits gezückt, doch leider kamen die beiden Nasen erst heraus, nachdem die meisten Besucher wieder gegangen waren. Auch für die Jungen Naturwächter stand noch der Besuch der Wildkatzen an.

Junge Wildkatzen hautnah

Wildkatze (Felis silvestris) im Wildgatter Oberrabenstein 2024.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Bei den Wildkatzen angekommen, war die Begeisterung der Jungen Naturwächter sofort spürbar. Anders als die scheuen Dachse zeigten sich alle sechs Wildkatzen in voller Pracht und ließen sich die Vormittagssonne auf den Pelz scheinen. Die im Frühsommer geborenen Jungkatzen waren inzwischen fast ausgewachsen und kaum noch von den erwachsenen Tieren zu unterscheiden. Mit großer Neugier zählten die Jungen Naturwächter alle Tiere und stellten dabei fest, wie gut die Färbung der Wildkatzen mit der Umgebung verschmolz. Diese Tarnung ist in der freien Wildbahn überlebenswichtig, da die Wildkatzen als geschickte und vorsichtige Jäger stets darauf angewiesen sind, im Unterholz unbemerkt zu bleiben. In der freien Natur sind sie vor allem dämmerungs- und nachtaktiv, was bedeutet, dass sie tagsüber nur selten zu sehen sind. Heute konnten die JuNas die Tiere aber in Ruhe beobachten und sich ein Bild davon machen, wie sie sich im natürlichen Umfeld bewegen. Auch die bereits angesprochenen Erkennungsmerkmale der Katzen konnten sie hier noch einmal gut erkennen: dichtes braunes Fell, buschiger Schwanz mit schwarzer stumpfer Spitze und ein paar schwarze Ringe. Dazu katzentypische lange Tasthaare und eine helle Kehle.

Besuch des MDR Sachsen

Spannend war an diesem Tag auch die Tatsache, das unser Besuch des Wildgatters von einem Reporter des MDR Sachsen begleitet wurde. So bekamen wir die Möglichkeit, stellvertretend für die vielen JuNa-Gruppen im Freistaat das Projekt "Junge Naturwächter" und deren Engement für die Umweltbildung und den Naturschutz vorzustellen. Für die Chemnitzer JuNas war das eine tolle Erfahrung, da einige von ihnen auch interviewt und gefragt wurden, warum sie so gerne bei den Jungen Naturwächtern der AG Chemnitzer NATUREntdecker mitmachen.

Den ganzen Bericht mit einem Kurzvideo findet ihr hier beim MDR Sachsen: 

Junge Naturwächter - Diese Kinder jubeln, wenn sie Müll sammeln sollen

und mit einem Kurzvideo auch bei Instagram:

Kindern mehr Wissen über die Natur vermitteln und die Zukunft des sächsischen Umweltschutzes sichern: Das ist Ziel des Projekts „Junge Naturwächter“.

 (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
 (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
 (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Vielen Dank an die Ehrenamtlichen des Rettungsnetzes Wildkatze vom BUND Sachsen für die tolle Möglichkeit sich über die Wildkatze zu informieren. Danke auch an Mathias Wagner und die Tierparkfreunde für das gelungene Fest und das Ermöglichen des MDR-Berichts. Natürlich danken wir an dieser Stelle auch Adam Beyer vom MDR für das Interesse an den Jungen Naturwächtern und den tollen Bericht.

 (M. Wächtler / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Beim Bogenschießen des "Miteinander statt Gegeneinander e.V." konnten die JuNas auch mal ihr Geschickt im Umgang mit Pfeil und Bogen auf die Probe stellen.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Nach unserer spannenden Wildkatzen-Veranstaltung konnten die Jungen Naturwächter mit ihren Familien noch das Wildgatterfest mit seinen vielen Mitmachständen, Essensangeboten und zahlreichen tierischen Bewohnern erkunden. Ob beim Filzen am NABU-Stand, beim Glücksrad der Tierparkfreunde, dem Infostand des Kreisjagdvereins und zum Thema Wolf des Freistaats und vieles mehr. Da war für jeden was dabei. Einige JuNas probierten sich auch beim Bogenschießen des "Miteinander statt Gegeneinander e.V." aus, andere bauten mit Matthias Rodig am Stand des Kreisjagdverbandes Nistkästen. So konnte die warme Herbstsonne noch einmal richtig gut für einen gemeinsamen Familienausflug genutzt werden. Gleichzeitig bot sich die Gelegenheit, das Wissen über Wildkatze, Dachs und Co. auch an die Eltern weiterzugeben. Denn auch sie können noch dazulernen und profitieren von dem, was ihre Kinder bei den Jungen Naturwächtern erfahren. Auch Linda und Ben nutzten natürlich die Gelegenheit, die vielen anderen Vereine und Akteure, sowie naturschutzbegeisterte Familien kennenzulernen und das JuNa-Programm vorzustellen.

Die Veranstaltungen der Jungen Naturwächter AG Chemnitzer NATUREntdecker finden in Kooperation des Umweltamtes der Stadt Chemnitz und der BUND Regionalgruppe Chemnitz statt.