27.09.2024 Cleanup Day: Müllsammelaktion im Bürgerpark Gablenz

Warum ist Müll sammeln wichtig?

 (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

"Au ja, wieder Müll sammeln" war die Reaktion auf die Ankündigung auf unsere heutige Veranstaltung der Jungen Naturwächter der AG Chemnitzer NATUREntdecker. Es zeigt, wie gerne sie dabei helfen, unsere Umwelt von unserem Zivilisationsmüll zu befreien. Schließlich sieht es nicht nur unschön aus, wenn überall Müll herumliegt, sondern es ist langfristig auch gefährlich für unsere Natur und sogar für uns Menschen. Denn dieser Müll liegt teilweise mehrere Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte herum. Plastik verschwindet gar nicht, sondern löst sich nur in sehr kleine Mikroplastikteile auf, welche sich in Pflanzen und Tieren anlagern und somit auch in unsere Nahrungskette gelangen. Darunter leiden also nicht nur die anderen Lebewesen, denn immer wieder gibt es erschreckende Meldungen aus der Wissenschaft, dass sich dieses Mikroplastik in unseren Körpern ansammelt. Einige Meldungen sprechen sogar von einer Plastikmenge in der Größe einer Kreditkarte pro Woche, was für unsere Gesundheit gefährlich ist. Die JuNas wissen natürlich um die Problematik und wollen daher aktiv zum Schutz der Umwelt beitragen und sich für eine sauberere Zukunft einsetzen. Gleichzeitig wollen wir natürlich mit unserer Aktion im Bürgerpark andere Menschen auf diese Problematik aufmerksam machen und haben uns extra dafür die auffälligen JuNa-Westen angezogen. So konnten die Anwohner des Bürgerparks gleich sehen, wer sich hier für ihren Park und somit ihren Lebensraum einsetzt. Vielleicht denken auch diejenigen darüber nach, zukünftig ihren Müll besser zu entsorgen.

Die "Müllpolizei" im Bürgerpark Gablenz

 (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Ziel des Tages war es, den Bürgerpark Gablenz, welcher sich unweit der städtischen Naturschutzstation befindet und gerade als Erholungsort und innerstädtischer Lebensraum für Tiere und Pflanzen hergerichtet wird, von diversem Zivilisationsmüll zu befreien. Unterstützt wurden wir dabei durch Oliver Treydel von der Bürgerplattform Mitte-Ost. Diese betreut unter anderem den Bürgerpark direkt neben dem Gablenzcenter, wo in den letzten Jahren nach und nach eine kleine Wohlfühloase für die Gablenzer entstanden ist. Wäre da nicht dieser viele Müll, welcher sinnlos weggeworfen wurde, anstatt ihn wenigstens in den bereitgestellten Mülleimern zu entsorgen. Aber die JuNas freuten sich schon sehr darauf, aktiv zu werden und wollten auch schon auf dem Weg zum Park den ganzen Müll beseitigen. Da wären wir aber vermutlich gar nicht erst bis zum Park gekommen. Diesen Müll hoben wir uns aus Zeitgründen für den Rückweg auf. Im Park gab es noch eine kleine Sicherheitseinweisung und schon ging es los. Schnell verstreuten sich die fleißigen Müllsammler im Park und legten los wie die Feuerwehr. Zwischendurch hörte man immer wieder den Ruf: "Hier kommt die Müllpolizei". Schnell füllten sich die Eimer und immer wieder stellte sich den JuNas und auch den teilnehmenden Erwachsenen die Frage, wie kommt sowas hierhin und wer macht sowas? Fragen, auf die wir nicht antworten, sondern nur Vermutungen anstellen konnten.

Der erste Müllfund ließe sich eigentlich vermeiden. Luftballons als Werbemittel bei Festen landen leider viel zu oft in der Natur und gefährden unsere Tierwelt.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Motiviert sammelten die JuNas nach und nach den gefundenen Müll auf und der große Müllsack füllte sich zunehmend.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Bei den Jungen Naturwächtern der AG Chemnitzer NATUREntdecker wird Teamarbeit praktiziert, denn gemeinsam sind wir "für die Natur in der Spur".  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Viele große und kleine Helfer sorgten dafür, dass der Bürgerpark keine Müllhalde bleibt.  (Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Sogar der Pizzakarton von der nahen Pizzeria landet leider zu oft einfach so am Wegesrand. Da fragten sich die JuNas zurecht, wer so etwas macht?  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Wichtig ist es natürlich auch, so viel wie möglich von dem kleinen Müll zu entfernen, was aber sehr viel Handarbeit beim Sammeln bedeutet. Gut, dass alle mit Handschuhen ausgestattet waren.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Es zeigte sich an diesem Tag, wie wichtig es war, eine solche Aktion durchzuführen. Ein großer Müllbeutel wurde durch unseren Einsatz voll und der Bürgerpark wieder etwas ansehnlicher. Der ein oder andere Passant oder Anwohner staunte nicht schlecht, dass sich zum Freitagnachmittag so viele Kinder voller Tatendrang um den Park kümmerten. Hoffentlich haben dies auch die Verursacher mitbekommen und ändern etwas an ihrem Fehlverhalten. Die JuNas würden nämlich viel lieber die schönen Seiten der Natur erkunden und nicht ständig den Müll anderer Leute wegräumen müssen. Wir werden sehen, ob sich wieder so viel Müll ansammelt oder ob wir dann eher Schmetterlinge und Vögel im Bürgerpark beobachten können.    

Das angenehme Wetter sorgte natürlich auch für gute Laune bei unserem fleißigem Müllsammelteam.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Ein trauriger Fund im Bürgerpark

Ein verletzter Jungigel im Bürgerpark Gablenz.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Leider entdeckte eine JuNa-Familie einen offensichtlich verletzten jungen Igel im Bürgerpark. Generell sollte genau hingesehen werden, wenn ein Igel am Tag umher läuft. Denn Igel sind dämmerungs- und nachtaktiv, sodass man sie am Tag normalerweise nicht zu Gesicht bekommt. Nun stellte sich die Frage, was wir mit ihm machen sollen. Wir erinnerten uns, dass für solche Fälle die Tierrettung Chemnitz zur Verfügung steht. Diese können für jede Situation mit Haus- und Wildtieren wichtige Infos geben oder im Notfall auch die Tiere abholen. So bekamen wir mehrere Pfegestellen in der Umgebung genannt, die sich um verletzte Igel kümmern. Leider konnte dort niemand telefonisch erreicht werden. Diese Pflegestellen haben derzeit alle Hände voll zu tun, die vielen Igelnotfälle zu versorgen und unterzubringen. Zum Glück konnte an diesem Nachmittag noch ein Tierarzt gefunden werden, der den Igel untersuchen konnte. Also brachte Linda mit Unterstützung von Oliver Treydel das kleine Igelmädchen dorthin, in der Hoffnung, ihm helfen zu können. Auch die JuNas hofften darauf und überlegten schon, wo sie ihn am besten wieder frei lassen können. Wie sich aber herausstellte, war die kleine Stachelnase schwerer verletzt als zunächst angenommen. Er ist vermutlich bei der letzten Mahd im Bürgerpark unter den Rasenmäher geraten und hat dabei ein Vorderbein verloren. Zudem hatte das Jungtier bereits massiven Befall von Fliegenmaden am ganzen Körper und war untergewichtig und unterkühlt. Auf dem untenstehenden Bild ist der Igel beim Tierarzt zu sehen, da ist die Wunde am Vorderbein noch einmal zu sehen. Daher musste er bedauerlicherweise von seinem Leiden erlöst werden. Dieses Schicksal teilt dieser Igel leider derzeit mit vielen anderen Artgenossen, welche durch den Verkehr oder den enormen Einsatz von Mähtechnik schwer verstümmelt werden und so qualvoll zu Tode kommen. Daher sollte auf den "Herbstputz" im Garten oder Park verzichtet werden. Davon würden nicht nur die Igel, sondern auch Insekten, Reptilien oder Amphibien profitieren, welche sich gerne in Wiesenflächen aufhalten und durch die Mahd sterben.

Überall waren bereits die Eier von Fliegenmaden und andere Parasiten, die den Igel schwächten.  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Unter Narkose hat die Tierärztin festgestellt, wie schwer die Verletzungen sind. Im wachen Zustand ließ das Igelweibchen sich nicht untersuchen und igelte sich ein.  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Interessante Entdeckungen

Neben dem vielen Müll entdeckten wir auch einige schöne Dinge, ganz im Rahmen der Umweltbildung. So flatterte zwischen den fleißigen Müllsammlern ein Bläuling, eine kleine Schmetterlingsart, umher und weckte Erinnerungen an unsere Insektenveranstaltung im Sommer. An einer anderen Stelle im Park fanden die JuNas merkwürdige weiße Kugeln im Rasen. Ist das Müll oder doch etwas anderes, fragten sich die JuNas? Ben erinnerte dabei nochmal an die Veranstaltung zwei Wochen zuvor, als uns Pilzcoach Wolfgang Friese einige merkwürdige "Pupspilze" vorstellte. Diese gaben nämlich, sehr zur Freude der JuNas, bei jeder Berührung eine Wolke von Sporen ab, was wie ein Pups wirkte. Wie wir da erfuhren, handelte es sich bei diesen eigenartigen Pilzen um Boviste, welche jung reinweiß und sogar genießbar sind. Bei den Pilzen im Bürgerpark handelte es sich also um genau diese jungen Boviste. An einem Baum fanden die JuNas aber noch einen schicken großen Baumpilz. Vermutlich handelte es sich dabei um einen Flachen Lackporling (Ganoderma applanatum). Natürlich durften die JuNas diese auch mal anfassen, um sie genauer kennenzulernen. Dann war da noch die Schnirkelschnecke, welche sich, sehr zum Erstaunen der JuNas, im leeren Schneckenhaus einer Weinbergschnecke versteckt hatte.

Kein Müll, sondern ein zu den Bovisten gehörender Pilz im Bürgerpark Gablenz.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Vermutlich ein Flacher Lackporling (Ganoderma applanatum) an einem Baum im Bürgerpark Gablenz.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Faszination Natur pur - Ein Schneckenhaus im Schneckenahus.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
 (Luca B. / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Dann hieß es auch schon den Rückweg antreten und dabei noch "etwas" Müll aufsammeln. Überall auf dem Weg zur Naturschutzstation war etwas zu finden. Vieles hatte scheinbar auch der Wind in die Gebüsche und Häuserecken geblasen. Aber Glas und andere Dinge waren achtlos weggeworfen worden, obwohl es auf zahlreiche Flaschen Pfand gibt und diese wiederverwendet werden sollten. Die JuNas hätten, laut eigener Aussage, noch Stunden weiter sammeln können, aber irgendwann muss auch mal Schluss sein. Wie viel Spaß sie dabei hatten, gemeinsam etwas Gutes zu tun, spiegelte sich auch in der Aussage wider, ab jetzt zu jeder Veranstaltung Müll zu sammeln. Diesem Wunsch können wir leider nicht nachkommen. Schließlich wollen wir mit den JuNas nicht "nur" Müll sammeln, sondern auch andere Aspekte im Naturschutz kennenlernen und die Natur in ihrer enormen Vielfalt erkunden. Aber es wird immer mal wieder eine Müllsammelaktion bei den JuNa-Veranstaltungen der AG Chemnitzer NATUREntdecker dabei sein. So endete unser verspäteter Beitrag zum World Cleanup-Day mit zufriedenen und glücklichen Jungen Naturwächtern.

Wir bedanken uns bei allen großen und kleinen Helfern für ihren Einsatz. Im März wird es sicherlich die nächste Müllsammelaktion in der Umgebung der Naturschutzstation geben.

Die Veranstaltungen der Jungen Naturwächter AG Chemnitzer NATUREntdecker finden in Kooperation des Umweltamtes der Stadt Chemnitz und der BUND Regionalgruppe Chemnitz statt.