BUND Regionalgruppe Chemnitz

27.01.2023 AG Chemnitzer NATUREntdecker: Gibt es Insekten im Winter? Wo und wie überwintern sie?

Wir alle kennen das, ist es kalt draußen sieht man so gut wie keine Insekten mehr. Sobald es aber wieder wärmer wird, sind sie wieder in großer Anzahl aktiv. Bei winterlichem Wetter gingen wir nun mal der Frage nach, wie und wo denn unsere heimischen Insekten den Winter verbringen. Haben alle Insekten die gleiche Methode  oder gibt es da verschiedene Stategien? Dazu gingen die Teilnehmenden der AG Chemnitzer NATUREntdecker gemeinsam der Frage nach, wie Insekten wohl als wechselmarme Tiere die Kälte überstehen können. Wir lernten, dass sie in eine Kältestarre verfallen und nur bis zu einer bestimmten Temperatur überleben würden. Was passiert aber wenn es aber noch kälter wird? Sie suchen Schutz an Orten, wo sie besser vor zu großer Kälte geschützt sind. So gingen wir also gemeinsam in der Naturschutzstation auf die Suche nach geeigneten Winterunterschlüpfen für Insekten. Dort fanden wir nach und nach verschiedene Möglichkeiten.

Der Dachboden und das Gebäude:

Diese werden gerne von Schmetterlingen, wie z.B. dem Tagpfauenauge, und Wanzen, wie z.B. der Grünen Stinkwanze, im Herbst aufgesucht um sich vor der Kälte zu schützen und verlassen diese wieder im Frühjahr. An warmen Tagen findet man sie daher häufig an den Fenstern. Aber auch in Gebäudenischen oder Kellern suche zahlreiche Insekten Schutz. Marienkäfer sind dafür sehr bekannt in größeren Gruppen in solchen Nischen zu überwintern. Sie versuchen sich dabei gegenseitig zu wärmen.

Totholz:

Auch Totholz findet man an verschiedenen Stellen, sowohl als stehendes oder auch als liegendes Totholz, in der Naturschutzstation.

Auch dieses fanden wir zahlreich in der Naturschutzstation ob als stehendes oder liegendes Totholz. Dieses ist perfekt für Insekten geeignet, da sich hier Insekten aber auch zahlreiche andere Tiere, darunter verstecken können oder sogar direkt im Totholz selber leben können, wie Käfer und Wildbienen. Es ist also das perfekte Insektenhotel für jeden Garten zu jeder Jahreszeit. Dazu gehört auch die Benjeshecke, wo alte Äste aufgestapelt werden und als natürliche Begrenzung (Zaun) dient. Gleichzeitig ist es ein dekorativer und artenreicher Lebens- und Rückzugsraum.

Der Teich:

Der Teich in der Naturschutzstation Chemnitz im Winter.

Unser Teich bietet vor allem aquatisch lebenden Insekten oder deren Larven, wie zum Beispiel Schwimmkäfer und Libellenlarven, einen Lebensraum, in welchem sie auch gleichzeitig überwintern. Ein Gartenteich sollte dabei mindest 1m tief sein, damit er nicht ganz gefriert. Durch Eis und Schnee herrschen dann immer Plusgrade im Wasser. Aber auch am Ufer und im Schilfbereich finden Insekten Möglichkeiten. Abgeschnittee Schilfhalme bieten Schutz (siehe Insekenhotel/hohle Pflanzenstängel), oder die Blätter legen sich wie eine schützende Schicht über den Boden. 
 

Der Kompost:

Jeder der mal einen Kompost umgegraben hat weiß, dass dieser voller Leben steckt. Durch den Verwertungsprozess von Pflanzenmaterial entsteht Wärme und so ist es im Kompost vergleichsweise sehr Warm im Gegensatz zur winterlihen Außentemperatur. Diese Wärme nutzen viele Tiere, darunter auch zahlreiche Insekten, um den Winter unbeschadet zu verbringen. Vor allem Larven und Puppen von Käfern und Schmetterlingen findet man daher häufig im Kompost.
 

Das Wildbienenhotel/Hohle Stängel:

Hier wissen wir ja bereits alle, dass in den Schilfhalmen Wildbienen brüten. Arten, welche darin brüten, verbringen als Puppen oder sogar schon als erwachsene Wildbienen in diesen den Winter und warten mit dem Schlupf bis zum Frühjahr. Aber auch im Garten oder auch in der Natur finden Insekten Schutz in hohlen Pflanzenstängeln. Daher sollte man den Garten oder die Wiese nicht nicht zu gut mähen, sondern einfach mal etwas mehr stehen lassen um den Insekten besser über den Winter zu helfen.
 

Die Laubstreu:

Jeder kennt es im Herbst. Das Laub fällt ab und bedeckt den gesamten Garten. Der Drang der meisten Gärtner ist es nun, dieses Laub zu beräumen und zu entsorgen. Dabei ist die Laubstreu sehr wictig für die Überwinterung von Insekten. Untern den Blätterhaufen finden sie Schutz vor Trockenheit, Fressfeinden und Kälte. Daher empfiehlt es sich immer etwas Laub liegen zu lassen oder Wilde Ecken einzurichten in denen Laub verbleiben darf. Meist sammeln sich Blätterhaufen unter Hecken an, wo sie uns, wie auch in der Naturschutzstation, nicht so sehr stören.
 

Der Boden:

Auch hier suchen zahlreiche Insekten Schutz vor der Kälte. Entweder sie brüten einfach im Boden oder vergraben sich einfach im Herbst. Bei den Wildbienen brüten sogar über 80% im Boden und ein Großteil davon schlüpft erst im Folgejahr. Aber auch zahlreiche Käfer oder Schmetterlingsraupen oder Puppen verbringen hier geschützt teilweise sogar mehrere Winter.

Aber es gibt noch andere Strategien

 

Wanderung: Einige Insekten wandern einfach nach Süden ab. Ganz richtig gelesen. Genauso wie Zugvögel wandern sie im Spätherbst bis zu 1000 km in den Süden und überqueren dabei die Alpen bis zu einer Höhe von 2800 m. Eine beachtliche Leistung dieser meist zierlichen Geschöpfe.

Frostschutzmittel: Andere Insekten haben sich aber einfach an die kalten Bedingungen im Winter angepasst. Sie fallen zwar auch in die Kältestarre, dennoch erfrieren sie nicht, auch wenn sie keinen Schutz suchen oder es extrem kalt wird. Hierzu zählt der Zitronenfalter und einige Marienkäferarten. Diese verfügen über ihr eigenes Frostschutzmittel, indem sie den Glyceringehalt in ihrer Hämolymphe (so wird das Blut der Insekten genannt) erhöhen.

Gruppenkuscheln: Honigbienen und Ameisen haben ihre eigene Methode der Kälte zu trotzen. Sie ziehen sich in ihren Bau/Beute zurück und Kuscheln sich dabei eng an einander um sich gegenseitig zu wärmen. Die Königin immer in der Mitte, wo es am wärmsten ist. Die anderen wechseln sich dabei ab.