06.09.2024 Vogelberingung im Kaninchengrund Ebersdorf

Wozu werden Vögel überhaupt beringt?

 (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Das Beringen von Vögeln ist eine der ältesten und effektivsten Methoden, um das Leben der Vögel wissenschaftlich zu erforschen. Bei dieser Technik werden kleine, individuelle Metall- oder Kunststoffringe um die Beine der Vögel gelegt. Jeder Ring trägt eine einzigartige Kennung, die es ermöglicht, den Vogel bei einer späteren Wiederentdeckung genau zu identifizieren. Das ist also quasi ihr Personalausweis. Diese Methode liefert wertvolle Daten über das Zugverhalten, die Lebensdauer, Brutgebiete und Überlebensstrategien der Vögel. Durch die Beringung können Ornithologen die Routen von Zugvögeln nachverfolgen und wichtige Einblicke in ihre Wanderungen zwischen Brut- und Überwinterungsgebieten gewinnen. Dies ist besonders wichtig im Hinblick auf den Naturschutz, da die gesammelten Daten helfen, Gefährdungen und Veränderungen in den Lebensräumen der Vögel zu erkennen. So trägt die Vogelberingung entscheidend zum Schutz vieler Arten bei und ermöglicht es, Naturschutzmaßnahmen gezielt zu entwickeln und umzusetzen.

Das Gelände ist ideal für die Rast der Zugvögel. Gemeinsam wurden die Fangnetze abgesucht.  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Im Chemnitzer Stadtteil Ebersdorf liegt in einer Senke zwischen Feldern der sogenannte Kaninchengrund. Dieses vom Umweltamt der Stadt renaturierte Gebiet, in dem ein Bachlauf, Kopfweiden, Schilfflächen und einige Büsche zu finden sind, bietet vielen Vogelarten einen idealen Rastplatz. Besonders vor ihrer Reise in den Süden machen die Vögel hier mehrere Tage bis Wochen Halt, um sich die nötigen Fettreserven für den langen Flug anzufressen. Um nachzuweisen, dass diese Fläche eine wichtige Rolle für den Vogelzug und die Artenvielfalt spielt, werden dort seit einigen Jahren Vögel beringt. Dabei spannen Ornithologen Fangnetze auf, in die die Vögel hineinfliegen. Erfahrene Experten wie Klaus Müller befreien die Tiere dann vorsichtig aus den Netzen, notieren ihre Eigenschaften und versehen sie mit einem Ring. Vielleicht wird daraus ja mal ein neues Naturschutzgebiet im Stadtgebiet von Chemnitz, welches dazu beiträgt, die Artenvielfalt zu fördern.

Die Jungen Naturwächter durften dabei helfen die Daten zum Fund und Zustand des Vogels sowie die Ringnummer zu notieren.  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Normalerweise findet die Beringung in diesem Gebiet über mehrere Tage in den frühen Morgenstunden statt. Da dies aber für die meisten JuNas und ihre Familien zeitlich nicht möglich ist, hat sich unser ehrenamtlicher Naturschutzhelfer und seine Frau bereiterklärt, extra für die Jungen Naturwächter der AG Chemnitzer NATUREntdecker eine Beringung am Freitagnachmittag durchzuführen. Dieses Angebot wurde auch von zahlreichen JuNa-Familien angenommen, um neue Vogelarten kennenzulernen und natürlich mehr über die Hintergründe der Beringung zu erfahren. Dabei durften einige JuNas auch Aufgaben selbst übernehmen und so zur Sammlung wissenschaftlicher Daten beitragen. Hatten wir bei der Beringung im vergangenen Jahr noch die Befürchtung, dass die Veranstaltung ins Wasser fällt, war in diesem Jahr genau das Gegenteil der Fall. Es war extrem warm und trocken, sodass schon absehbar war, dass wir nicht allzu viele Vögel fangen würden. Dennoch waren alle guter Dinge und kontrollierten regelmäßig die Netze, damit die gefangenen Vögel nicht so lange in der Hitze verbleiben mussten. Schließlich steht das Wohl der Tiere bei all dem Stress durch die Fangaktion im Vordergrund. 

Vorsichtig werden die Vögel aus den Netzen befreit und zum Transport in ein Baumwollsäckchen gesteckt.  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Mit aus dem 3D-Drucker selbst hergestellten Hülsen können die gefangenen Vögel gefahrlos gewogen werden. Nur gut, dass es technikbegeisterte Enkel gibt.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Natürlich wurde auch die Chance von den anwesenden Jungen Naturwächtern und Teilnehmenden genutzt ein Erinnerungsfoto zu machen oder mal auf Tuchfühlung mit den Vögel zu gehen.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Für das Anbringen der Ringe gibt es spezielle Zangen. Da ist für jede Beingröße was passendes dabei.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Neugierig beobachten die JuNas, wie routiniert Klaus Müller die Vögel beringt und vermisst. Diese lassen das Prozedere meist ohne große Aufregung über sich ergehen.  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Und zum Schluss wird der Vogel, in diesem Fall eine Klappergrasmücke, wieder in die Freiheit entlassen ...  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Das Gefieder wird auch vermessen um Rückschlüsse auf den Zustand, das Alter und Veränderungen zu erhalten.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Um einen Neuntöter zu beobachten, braucht man normalerweise ein Fernglas. Nun konnten die Jungen Naturwächter mal einen aus nächster Nähe betrachten.  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
... wenn er denn überhaupt wieder wegfliegen möchte. Eine Junge Naturwächterin als Vogelflüstererin.  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Neugierig wurde das Freilassen dieses sich lautstark beschwerenden Jungstars von den Jungen Naturwächtern beobachtet.  (L. Heinrich / Junge Naturwächter)

Auch wenn wir an diesem Tag nicht viele Vögel beringen konnten, erfuhren die Jungen Naturwächter dennoch viel über den Sinn der Beringungsaktionen und was dies mit Naturschutz zu tun hat. Je besser wir über die Lebensweise und Bedrohungslage der einzelnen Arten wissen, umso besser können wir sie auch schützen. Bei den Vögeln ist dies eine effektive und bewährte Methode. Also jeden Ringfund melden und so seinen Teil zur Erforschung der Vogelwelt beitragen. Bei der gefangenen Dorngrasmücke stellten wir beispielsweise fest, dass diese bereits einige Tage zuvor im gleichen Gebiet beringt worden war. Bei der anschließenden Datenerfassung stellte Klaus Müller fest, dass diese nun einige Gramm schwerer geworden war. Dies deutet darauf hin, dass sie sich in diesem Gebiet einen kleinen Fettvorrat für den Weiterflug anfuttern konnte. Bezogen auf den Kaninchengrund bedeutet dies, dass dieses Gebiet Vögeln durchaus als Rastplatz für ihre weite Reise in die Überwinterungsgebiete dient. Dies zeigt deutlich, dass wir in unserer weitestgehend ausgeräumten Agrarlandschaft viel mehr solcher Gebiete für den Artenschutz brauchen. Davon würden nicht nur die Vögel profitieren, sondern auch viele andere Lebewesen und Organismen.

Welche Vögel haben wir an diesem Tag gefangen? Darunter waren mehrere Jungstare, ein junger Neuntöter und verschiedene Grasmückenarten.

Ein junger Star (Sturnus vulgaris) war ins Netz gegangen. Klaus erklärte uns, woran man adulte und juvenile Tiere unterscheiden kann. Stare sind deutlich größer als die meisten gefangenen Vögel an diesem Tag.  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Ein weiterer Jungstar, erkennbar an seinem braunen Jugendgefieder, welches er noch nicht komplett abgelegt hat. Stare versammeln sich derzeit in größeren Schwärmen, bis auf einige Ausnahmen wie wir feststellten.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Eine Klappergrasmücke (Sylvia curruca) ist an diesem Tag auch ins Netz gegangen. Diese Art konnten wir auch schon in der Nähe der städtischen Naturschutzstation bei der Stunde der Gartenvögel im vergangenen Jahr entdecken.
Wann kommt man einer Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla) schonmal so nah? Sonst hört man ihren schönen Gesang nur aus dem Gebüsch heraus. Die schwarze Kappe tragen nur die Männchen.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Diese Dorngrasmücke (Sylvia communis) wurde schon vor ein paar Tagen beringt und ist nun wieder an der gleichen Stelle ins Netz gegangen.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Ein junger Neuntöter (Lanius collurio) bekam auch seinen "Personalausweis". Ob er im Kaninchengrund geboren wurde oder auf der Durchreise war, konnte natürlich nicht festgestellt werden.  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Nicht nur Vögel kann man im Kaninchengrund finden. Zahlreiche Tagfalter ließen sich auf den Wiesen beim Blütenbesuch beobachten.

An diesem sehr warmen Septembertag flogen statt Vögeln viel mehr Schmetterlinge herum. Da hätten wir wohl noch die Schmetterlingskescher und Becherlupen mitbringen sollen.  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Zahlreiche Kleine Kohlweißlinge (Pieris rapae) flogen neben anderen Weißlings- und Gelblingsarten umher.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Zu unserer aller Freude flatterten auch zwei deutlich größere Schmetterlinge umher, welche sich bei näherer Betrachtung als Schwalbenschwänze (Papilio machaon) herausstellten.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Eine interessante und nicht alltägliche Veranstaltung für die Jungen Naturwächter und den erfahrenen Vogelberingen. Vielleicht wird ja der ein oder andere nach solchen Erlebnissen Ornithologe.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Unser Dank gilt wieder einmal Familie Müller für die tolle Veranstaltung. Auch wenn wir aufgrund der Hitze an diesem Tag wenig Vögel fangen und beringen konnten, haben die JuNas wieder viel gelernt und sind tief in die Welt der Ornithologie eingetaucht.

Auch wenn an diesem warmen Tag nur wenige Vögel ins Netz gegangen waren, gingen die Jungen Naturwächter der AG Chemnitzer NATUREntdecker nach dieser tollen Veranstaltung dennoch zufrieden ins Wochenende.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Aber auch den Eltern und Großeltern müssen wir an dieser Stelle danken, dass sie immer wieder Möglichkeiten suchen und finden, den Jungen Naturwächtern die Teilnahme an den verschiedenen Veranstaltungen zu ermöglichen.

Die Veranstaltungen der Jungen Naturwächter AG Chemnitzer NATUREntdecker finden in Kooperation des Umweltamtes der Stadt Chemnitz und der BUND Regionalgruppe Chemnitz statt.