BUND Regionalgruppe Chemnitz
Noch vor der Veranstaltung stellten die JuNas der AG Chemnitzer NATUREntdecker einen kranken Igel im Bereich der Naturschutzstation fest.  (Linda Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Eigentlich sollte an diesem Freitag lediglich der Vortrag der Wildtierfotografin Anne Lindner und das anschließende BUND-Sommerfest stattfinden. Doch das Hauptaugenmerk der JuNas in der AG Chemnitzer NATUREntdecker war bereits vor dem Vortrag wo ganz anders: Ein abgemagerter Igel irrte am helligten Tag über den Parkplatz und die Wiese vor der Naturschutzstation umher. Das machte uns direkt stutzig, denn einen Igel kann man sonst nur in den Abendstunden mal zu Gesicht bekommen. Igel sind nachtaktiv, suchen also ihre Nahrung wie Schnecken, Würmer und Insekten im dunkeln. Einen Igel am Tag zu sehen, ist in den meisten Fällen ein schlechtes Zeichen. Meistens sind solche Igel dann krank oder sehr stark von Parasiten befallen, sodass sie keinen normalen Tagesrhythmus mehr haben und ziellos umherlaufen.

Vorsichtig schauten die JuNas wohin der Igel wollte und stellten auch seinen schlechten Gesundheitszustand fest.  (Linda Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Da die Jungen Naturwächter das Verhalten des Igels beobachten wollten, gingen sie gemeinsam mit Linda im sicheren Abstand dem Tier hinterher. Währenddessen wurde das Thema tagaktive Igel besprochen. Die JuNas erkannten, dass der Igel dünn war, da seine langen Beine zu sehen waren. Sie überlegten, was dem Igel genau fehlen könnte und weshalb er so ziellos herum läuft. Er wanderte dann am Bach entlang und die JuNas folgten ihm vorsichtig um zu sehen wohin er wollte. Dann sollten die JuNas aber den Igel erstmal in Ruhe lassen, zumal auch der Vortrag beginnen sollte. 

Nachdem wir den Igel eingefangen hatten, ging es zur Naturschutzstation zurück. Dort wurde er dann von der Tierrettung abgeholt und zu einer geeigneten Pflegestelle gebracht.  (Linda Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Zurück in der Naturschutzstation berichteten sie Ben davon und auch Anne Lindner hatte den kranken Igel schon bemerkt. Schnell beschlossen wir gemeinsam, dass wir dem Igel helfen sollten. Ben organisierte einen geeigneten Karton und schon gingen wir gemeinsam auf die Suche nach dem kranken Igel. Alle wollten am liebsten direkt dabei sein. Aber dies würde das Tier nur zusätzlich stressen und so hielten die JuNas etwas Abstand bei der Einfangaktion. Ein anwesender Naturfreund übernahm dabei die Aufgabe, den Igel vorsichtig im Gebüsch am Bach einzufangen, in welches sich der Igel zurückgezogen hatte. Schnell pflückten die JuNas noch etwas Gras zum Auspolstern und dann war der Igel auch schon im Karton. Natürlich machten sich alle JuNas Sorgen und wollten den Igel nun richtig anschauen. Aber mehr als eine stachlige Kugel war auch nicht zu sehen. So konnten wir auch nicht erkennen was ihm fehlte. Zurück in der Naturschutzstation organisierte Anne Linder über die Tierrettung Chemnitz eine Abholung, während die JuNas erstmal ihren Durst nach so einer Aufregung löschen mussten. Während der Igel erstmal zur Ruhe kommen sollte, fand Anne Lindners Vortrag über ihre Leidenschaft der Wildtierfotogrie statt. Im Anschluss wurde der kranke Igel in der Naturschutztation abgeholt und zu einer Igelpflegestelle gebracht. Alle hofften natürlich, dass es ihm schnell wieder besser geht und er auch bald wieder in die Freiheit entlassen werden kann.

So eine Erfahrung im Umgang mit kranken Tieren ist natürlich wichtig für Junge Naturwächter. Also durfte jeder mal einen kurzen Blick auf den Igel werfen. Danach ließen wir ihn bis zu seiner Abholung in Ruhe.  (Linda Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Was muss ich tun, wenn ich ein Wildtier finde?

Generell sollte immer ein sicherer Abstand zu einem Wildtier gehalten werden. Während der Beobachtung sollte auffallen, ob das Tier Hilfe benötigt oder nicht. Bei unserer Igelbeobachtung stellten wir bereits Untergewicht und Madenbefall fest, ohne dass wir das Tier angefasst haben. Die erste Anlaufstelle ist die Tierrettung Chemnitz e.V., der Verein aus ehrenamtlichen Mitgliedern gibt telefonisch schon Handlungsanweisungen und Informationen. Sollte das Tier medizinisch versorgt werden müssen, wird entweder das Tier direkt von der Tierrettung abgeholt oder an eine Pflegestelle verwiesen, an die das Tier übergeben werden kann.

Bei kranken Igeln im Bereich Chemnitz und Zwickau kann der Verein Stachelnasen Zwickauer Land helfen. Sie haben eine Notruf-Telefonnummer, über die man Kontakt herstellen kann. 

Igel-Update 28.08.2023

Dedur, unser kranker Igel aus der Naturschutzstation, wird nun in einer Igelpflegestelle in Wittgensdorf gepflegt.  (A. Reif / von den Stachelnasen)

Linda hat Kontakt zur Pflegestelle aufnehmen können und so erfuhren wir, wie es unserem Igel geht. Er wurde noch am Freitag in eine Igelpflegestelle des "Stachelnasen Zwickauer Land e.V." in Wittgensdorf gebracht und noch den ganzen Abend medizinisch versorgt und das, obwohl der Tierarzt eigentlich 18 Uhr schließt. Das nennen wir mal Engagement. Dabei wurde er narkotisiert, denn wenn er zusammengekugelt ist, kann der Tierazt ihn nicht untersuchen oder behandeln. Es stellte sich schnell heraus, dass er voller Fliegenmaden war. Diese konnten zum Glück alle entfernt werden, hinterließen aber stark entzündete Hautstellen. Eine Kotuntersuchung ergab zudem noch massiven Befall mit Lungenwürmern. Da er nicht sehr viel von alleine fressen wollte, wird er zusätzlich gefüttert und bekommt Medikamente, welche er aber wohl gut annimmt. Von der Pflegestelle bekam er den Namen Dedur.

Falls er alles gut überstehen sollte, wollen wir ihn vielleicht wieder in der Naturschutzstation freilassen. Weitere Updates folgen hoffentlich bald.

Update: 25.09.2023

Um unseren Igel wurde sich in den vergangenen Wochen richtig gut gekümmert. In der Pflegestelle der Stachelnasen Zwickauer Land e.V. hat er die nötigen Medikamente und Ruhe bekommen, die er brauchte. Nun ist er wieder gesund, seine Wunden sind verheilt und er hat keine Parasiten mehr.

Dedur wurde von der Pflegestelle wieder ausgewildert und kann sich nun sein Winterquartier einrichten.

Vielen Dank für die liebevolle Pflege! Wer dem Verein etwas Gutes tun möchte, kann dies gerne tun. Dieser und viele andere Igel-Vereine haben in der Herbstzeit alle Hände voll zu tun. Zurzeit ziehen die Igel ihren Nachwuchs auf. Daher tauchen junge Igel nun auch vermehrt auf und einige von ihnen brauchen Hilfe, da sie beispielsweise ihre Mutter verloren oder den Anschluss verpasst haben und nicht allein zurecht kommen. Daher werden bei allen Vereinen finanzielle Spenden, Sachspenden oder direkte physische Hilfe immer gern gesehen.