JuNa Familienausflug am Brückentag

 (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Der Brückentag nach Himmelfahrt stand bei den Jungen Naturwächtern der AG Chemnitzer NATUREntdecker im Zeichen der Familie. Die Natur war in den letzten Wochen regelrecht explodiert und so gab es bereits Mitte Mai viel zu entdecken. Daher luden wir alle interessierten JuNa-Familien zu einer Wanderung ins schöne Sternmühlental ein. Matthias Rodig, ehrenamtlicher Naturschutzhelfer, hatte sich schon darauf gefreut, den Teilnehmenden mehr über die Geschichte und Natur in einer der schönsten Gegenden in Chemnitz zu berichten. Zu unserer Freude wurde das Angebot auch von zahlreichen Familien angenommen. So hatten die JuNas die Möglichkeit, gemeinsam mit ihren Eltern und Geschwistern eine schöne Naturwanderung zu unternehmen. Bei schönstem Wetter trafen sich alle in Kleinolbersdorf, um dem Schwarzbach folgend in Richtung Sternmühle zu wandern. Die Vorfreude war den Teilnehmenden schon anzumerken. Viele kannten den Wanderweg schon, waren aber bereits sehr gespannt, was wir alles entdecken und erfahren werden. Mit Ferngläsern und Becherlupen ausgestattet, konnte es auch schon losgehen. 

 (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Gleich zu Beginn machte uns Matthias auf eine besondere Pflanze aufmerksam. Auf einer kleinen Wiesenfläche direkt neben dem Treffpunkt am Parkplatz wuchs eine Schwarze Teufelskralle (Phyteuma nigrum), welche zu den Glockenblumengewächsen gehört. Diese Pflanze ist mittlerweile relativ selten geworden und wächst in Deutschland vor allem in Mittelgebirgslagen. In früherer Zeit war sie in diesem Gebiet auch weit verbreitet. Durch eine veränderte Nutzung der Wiesenflächen ist sie aber mittlerweile auch hier seltener geworden. Sie steht zwar aktuell nicht unter Schutz, wird aber auf der Vorwarnliste geführt und gilt somit als schonbedürftig. Die Pflanze wurde ausgiebig betrachtet und auch fotografiert. Umgeben war die Pflanze von Braunem Storchschnabel (Geranium phaeum), in dem es nur so gesummt hat vor Bienen und Hummeln. Die JuNas hatten schnell festgestellt, dass die meisten Blütenbesucher Honigbienen waren und vermuteten einen Imker in der Nähe. Auch die ersten Schmetterlinge waren schon unterwegs und zogen ihre Bahnen quer über die Weiden.

 (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Nach dem ersten Highlight des Tages zog unser JuNa-Familientrupp, welcher über 30 große und kleine Teilnehmer umfasste, endlich los. Doch weit kamen wir nicht, denn schon an der ersten Wegkreuzung zeigte Ben einen weiteren interessanten Fund. An einer Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) am Wegesrand waren nämlich zwei Schmetterlingseier zu finden. Das orange Ei war schon etwas älter, während das andere weiß gefärbte noch recht frisch war. Beide stammten aber vom Aurorafalter, welchen die JuNas ja bereits einige Wochen zuvor an der Naturschutzstation kennengelernt hatten. Die Larven dieses Schmetterlings fressen gerne Knoblauchsrauke und Wiesenschaumkraut. Für ihre Entwicklung brauchen sie ein ganzes Jahr. Werden die Raupenpflanzen also wegen zu viel Ordnungsliebe im Garten weggemäht, gibt es auch keine neuen Schmetterlinge. Fasziniert betrachteten alle die Schmetterlingseier mit der Lupe. Wann sieht man schonmal Schmetterlingseier? Wer die Nahrungspflanzen des Aurorafalters kennt, kann selber gezielt nach den Eiern Ausschau halten. Das gelang bereits einigen unserer JuNas im letzten Jahr. Man muss nur wissen, wo man Ausschau halten muss.  

Vogelzählung zur "Stunde der Gartenvögel 2024"

Diese Bachstelze machte ihrem Namen alle Ehre und saß ganz ruhig am Bachlauf des Schwarzbachs, ohne sich von der Wandergruppe stören zu lassen.  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Wie auch in den beiden vergangenen Jahren, wollten wir uns natürlich mit den JuNas auch an der diesjährigen Vogelzählaktion "Stunde der Gartenvögel" beteiligen. Die Mitmachaktion dient dazu die Vielfalt der Vogelwelt in Gärten und Parks zu erfassen und auch seine eigenen Artenkenntnisse zu erweitern. Also genau das Richtige für angehende Naturschützer. Dazu waren alle, wie sich das für Junge Naturwächter gehört, mit einem Fernglas ausgerüstet und die Ohren waren gespitzt, denn bevor man die Vögel sieht, hört man sie zumeist. Als Protokollantin hatte sich eine Junge Naturwächterin bereiterklärt, die sogar den aktuellen Meldebogen direkt mitgebracht hatte. Zur fachlichen Unterstützung stand auch wieder ihr Opa zur Verfügung, welcher seine beiden Enkelkinder gerne zu den JuNa-Veranstaltungen begleitet und unsere Veranstaltungen mit seinen Naturkenntnissen bereichert. Herzlichen Dank dafür. Gemeinsam haben alle zusammen getragen, was sie gesehen oder gehört haben. Darunter waren häufige Arten wie Amseln, Bachstelzen, Buchfinken, Buntspechte, Mönchgrasmücken, Mäusebussarde, Rauchschwalben und Zaunkönige. Das Highlight war aber ein überfliegender Schwarzstorch an der Sternmühle, welchen die meisten JuNas leider gar nicht richtig mitbekamen, da sie gerade am Spielplatz beschäftigt waren.  

Mit ihren Ferngläsern suchten die Teilnehmenden den sehr schön singenden Vogel.  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Nach einigem Suchen zeigte sich eine männliche Mönchsgrasmücke. Wie wir aber lernten, singt bei dieser Art auch das Weibchen.  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Mit einem Hobbyornithologen unter den Teilnehmenden konnten viele Gesänge identifiziert werden.  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
 (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Unser Weg führte uns entlang des Schwarzbaches, an dem es immer wieder was zu entdecken gab. Fraßspuren eines Blattkäfers, Naturinformationstafeln, Felsgesteine, sowie diverse Moose und Pflanzen. Auch ein junger Grasfrosch kreuzte unseren Weg und wurde ausgiebig betrachtet, bevor er wieder unversehrt in die Freiheit entlassen wurde. Matthias Rodig informierte die Teilnehmenden über verschiedene Naturaspekte, regional-geschichtliches und persönliche Erlebnisse. Die ein oder andere Anekdote durfte dabei natürlich auch nicht fehlen. Natürlich wurden auch Fragen beantwortet und abseits des Weges die wunderschöne Natur erkundet, denn der Bach schlängelt sich malerisch durch das Tal und bietet an manchen Stellen die Möglichkeit, auch mal diesen Lebensraum näher zu erforschen. Dann sollten alle mal Richtung der Auwiese blicken und ihre Lauscher aufspannen. Von dort waren nämlich dutzende Feldgrillen (Gryllus campestris) zu hören und dies über eine Entfernung von ca. 70 Metern. Das ist natürlich beeindruckend für so ein kleines Tier. Wie sie das machen, zeigte uns Ben auf dem Tablet. An den Hangflächen waren die Trocken- und Sturmschäden an den Fichten und Kiefern nicht zu übersehen. Trotz der vermeintlich massiven Waldschäden zeigte sich dennoch schon die enorme Regenerationsfähigkeit der Natur. Verschiedenste Jungbäume zierten die voller Stümpfe und Totholz versehene Waldfläche und werden den zukünftigen Wald bilden, welcher dann hoffentlich resistenter gegen die Folgen des Klimawandels sein wird.

Immer wieder waren die verschiedenen Gesteins- und Erdschichten zu sehen, welche von der geologischen Entstehungsgeschichte dieses Gebietes zeugten.  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Was haben wir denn da wohl für einen Frosch gefangen, welcher unseren Weg kreuzte?  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Die Jungen Naturwächter auf Entdeckungstour am Schwarzbach.  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Zahlreiche kleine Blattkäferlarven hatten die Blätter einer jungen Eberesche ziemlich kahl gefressen. Das schauten sich die JuNas mal genauer an.  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Nur zur Bestimmung landete der subadulte Grasfrosch (Rana temporaria) für kurze Zeit in der Becherlupe.  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Unter den Steinen aus dem Bach konnten die JuNas zahlreiche Larven verschiedener Insekten entdecken. Darunter waren Stein-, Köcher- und Eintagsfliegenlarven.  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
An den Hängen waren die Folgen des Klimawandels nicht zu übersehen. Aber neue Bäume haben sich schon von alleine angesiedelt.  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Neugierig betrachteten die Jungen Naturwächter und auch die zukünftigen JuNas den Frosch.  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
An der Sternmühle stehen die Reste einer uralten Kopfweide. Obwohl sie nur noch in Einzelteilen da steht, treibt sie noch frische Äste und Blätter.  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Immer einen Ausflug wert. Die Ausflugsgaststätte "Sternmühle" im nach ihr benannten Sternmühlental.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Ziel der ersten Tour war die Ausflugsgaststätte Sternmühle, nach der das Tal auch benannt ist. Auf der Wiese am Parkplatz schlugen wir unser Lager auf und alle Familien konnten so gemeinsam picknicken. Nach einer kurzen Stärkung konnte jeder die Pause individuell genießen und die Teilnehmenden konnten sich untereinander noch einmal etwas kennenlernen. Die Kids eroberten gemeinsam den Spielplatz und das Baumhaus, während die Erwachsenen die Bachstelzen oder Schwalben beobachteten. Linda hatte es sich zur Aufgabe gemacht, ein Foto von einer Feldgrille zu schießen. Dafür musste sie allerdings minutenlang bewegungslos vor dem Erdloch verharren, bis sich endlich eine männliche Feldgrille zeigte. Die JuNas und ihre Geschwister spielten gemeinsam und erkundeten das Gelände. Dabei wurden auch Nester verschiedener Vögel in einem Unterstand gefunden. Ab diesem Zeitpunkt konnte auch jede Familie selbst entscheiden, ob sie nach der Pause noch ein Stück laufen wollten oder nicht. So löste sich die Veranstaltung langsam auf. Mit den verbliebenen Familien besuchten wir noch den Teich nahe der Sternmühle und gingen den Wanderweg noch ein gutes Stück, bis wir dann auch den Rückweg antraten, um allen ein erholsames Wochenende zu wünschen.

Auf der Wiese an der Sternmühle konnten die JuNa-Familien gemeinsam ein schönes Mittagspicknick machen und die Sonne genießen.  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Das gemeinsame Spielen der JuNas und ihrer Geschwister rundete die schöne Wanderung nochmal ab.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
So langsam setzte aber auch die Mittagsmüdigkeit bei dem ein oder anderen ein. So wurde noch etwas auf der Gemeinschaftsschaukel gechillt.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Tiere an Teich und Bach

Ob es hier Kaulquappen gibt?  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Mit den verbliebenen Familien besuchten wir zunächst den nahegelegenen Teich. Dort konnten wir verschiedene Fische und Libellen beobachten. Ab uns zu flogen auch Aurora- und Zitronenfalter, sowie verschiedene Feuerkäfer um uns herum. Lustigerweise landete ein zunächst unbekanntes Insekt am Rücken unseres Insektenkenners Ben, sodass er uns bei der Bestimmung zunächst nicht helfen konnte. Alle anderen rätselten nun, was es wohl für ein Insekt sein könnte. Zum Glück gibt es ja Fotoapparate und so stellte sich das unbekannte Insekt als Schlammfliege heraus, welche auch als Wasserflorfliege bezeichnet werden. An der Wasseroberfläche glitten Spitzschlammschnecken entlang und auch kleine Tiere liefen, ähnlich wie die bekannten Wasserläufer, auf der Wasseroberfläche umher. Schnell wurde eines der Tiere mit der Becherlupe eingefangen. Mit der Lupe konnte man so einen sehr merkwürdig aussehenden Teichläufer (Hydrometra stagnorum) erkennen. Kaulquappen konnten wir leider keine entdecken, obwohl das Gewässer eigentlich ganz passend aussah. Vermutlich lag es daran, dass in diesem Teich verschiedene Fischarten, darunter Goldfische, zu finden waren. Fische fressen nämlich sehr gerne den Frosch- und Krötenlaich. Daher sollten auch keine Fische in Amphibiengewässer ausgesetzt werden, was viele Gartenbesitzer nicht wissen und ihre überschüssigen Goldfische gerne mal in Naturgewässern aussetzen. Dabei ahnen sie häufig nicht, welchen Schaden sie dabei an der heimischen Amphibienfauna anrichten.

An der Ufervegetation beobachteten die JuNas auch ein Tandem der Frühen Adonislibelle (Pyrrhosoma nymphula).  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Auch diesen kleinen Teichläufer (Hydrometra stagnorum) haben die JuNas gefunden.  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Lustig anzusehen waren die Spitzschlammschnecken, die entweder kopfüber unter der Wasseroberfläche entlang "liefen" oder wie hier ihr Atemloch präsentierten.  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Auf dem Wanderweg im Sternmühlental entlang des Schwarzbachs gab es viel zu entdecken für die Jungen Naturwächter der AG Chemnitzer NATUREntdecker.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Der letzte Teil der Wanderung führte uns noch zum Mundloch (Bergwerkseingang) des Augusta-Stollens. Hier berichtete uns Matthias Rodig noch von der Bergbauvergangenheit in diesem Gebiet und dass hier auch mal eine Eisenerzhütte stand. Darin wurde das Eisenerz geschmolzen, um an das begehrte Eisen zu gelangen. Dazu hatte er uns auch ein Stück Eisenerz sowie ein Stück der übrig gebliebenen Schlacke mitgebracht. So konnten die Teilnehmenden einmal das Gewicht der beiden Stücke vergleichen und feststellen, wo noch Eisen drin war und wo nicht. Natürlich ließen es sich die JuNas auch nicht nehmen, einen kurzen Blick durch die Gittertür im Stolleneingang zu werfen. Zudem stellten sie fest, dass es schon wenige Meter in den Berg hinein viel kühler wird. Da die Zeit nun schon vorangeschritten war und natürlich auch die Erschöpfung bei allen einsetzte, stand nun noch ein erlebnisreicher Rückmarsch an. An abgestorbenen Birken konnten wir die charakteristischen Fraßspuren und Lüftungslöcher von Larven des Großer Birkensplintkäfers (Scolytus ratzeburgii) entdecken. Diese leben wie Borkenkäfer unter der Rinde und sorgen so für ein schnelles Absterben der Bäume. Aber auch verschiedene Insekten landeten noch zur genauen Betrachtung in den Becherlupen. 

Am Wegesrand standen sehr viele alte Bäume mit teils zahlreichen Zunderschwammpilzen.  (D. Hollstein / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Mehrere Pantherspanner (Pseudopanthera macularia) konnten wir während der Wanderung entdecken und auf dem Rückweg auch mal einfangen.  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Das Mundloch des Augusta-Stollens am Wanderweg im Sternmühlental.  (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Naturfotografen beim Erfahrungsaustausch.  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Wie schwer ist wohl Eisenerz und die übrig gebliebene Schlacke?  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Diese Nadelholzwespen-Schlupfwespe (Rhyssa persuasoria) beeindruckte uns mit ihrem langem Legebohrer, mit welchem sie gezielt Eier in die Larven von Holzwespen legt, welche sich wiederum in Totholz entwickeln.  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Vielen Dank an Matthias Rodig für die tolle Führung im Sternmühlental. Die JuNas und ihre Familien wissen nun wieder mehr über die Natur und Geschichte ihrer Region.