BUND Regionalgruppe Chemnitz
 (Daniela Hollstein / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Ausnahmsweise trafen sich die Jungen Naturwächter der AG Chemnitzer NATUREntdecker diesmal an einem Samstag im Wildgatter Oberrabenstein zu einer spätsommerlichen Exkursion. Das Wetter war perfekt geeignet für eine schönen Familienausflug in den Rabensteiner Wald. Gemeinsam wollten wir die Tiere des Wildgatters beobachten und mehr über sie erfahren. Vor allem das Thema Hirschbrunft sollte dabei im Fokus dieser Veranstaltung stehen. Bereits bei der Planung erfuhren wir, dass es gute und nicht so gute Nachrichten gab. Erfreulich war, dass es zahlreichen Nachwuchs im Wildgatter zu verkünden gab. So wurden einige Mufflons, zwei Wisentkälber, vier Wildkätzchen und auch zwei Luchse in diesem Jahr geboren. Traurig war die Nachricht von den Graukranichen (Grus grus), welche leider vom Fuchs gefressen worden sind.

 (Daniela Hollstein / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Herr Wagner stand uns leider dieses Jahr nicht zur Verfügung, sodass Ben die Führung durch das Wildgatter übernahm und einige spannende Informationen lieferte. Damit unsere Jungen Naturwächter der AG Chemnitzer NATUREntdecker auch fleißig zuhörten und aufmerksam blieben, gab es für sie einen kleinen Laufzettel mit verschiedenen Aufgaben. Jeweils zwei JuNas bildeten ein Team und sollten die Fragen beantworten, welche im Laufe der Veranstaltung geklärt wurden. Weiterhin sollten sie die wissenschaftlichen Namen der Bewohner des Wildgatters notieren, sowie die Tierarten aufschreiben, welche Nachwuchs zu verzeichnen hatten.

Der Wisent oder Europäische Bison (Bos bonasus; häufig auch Bison bonasus)

 (Daniela Hollstein / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Erster Anlaufpunkt war das Wisentgehege. Dabei kam die Frage auf, ob Bison und Wisent nun das Gleiche ist oder nicht. Wir erklärten, dass der Wisent auch Europäischer Bison genannt wird, da er viele Ähnlichkeiten mit seinem amerikanischen Verwandten aufweist. Der Wisent ist aber eine eigene Art und gilt in Europa als das größte heute noch lebende Säugetier. Dabei war er fast schon ausgestorben und ist nur durch ein Zuchtprogramm erhalten geblieben, an dem sich auch das Wildgatter in Oberrabenstein beteiligt. So erhalten alle hier geboren Jungtiere einen Namen, welcher mit "Or..." anfängt. Viele der Tiere werden wieder ausgewildert. Vor allem in den großen Wäldern in Polen gibt es dadurch zahlreiche Wisentherden. Auch in Deutschland gibt es einige wildlebende Individuen nach einer Auswilderungsaktion im Rothaargebirge.

Der Rothirsch (Cervus elaphus)

Linda brachte ein paar Geweihe mit, damit die JuNas diese mal anfassen und genau betrachten konnten.  (Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Nun führte uns der Weg am weitläufigen Gehege der Rothirsche entlang. Hier erfuhren die JuNas Wissenswertes über die Tiere und sollten natürlich auch hier Fragen beantworten. Leider haben sich an diesem Tag die Hirsche sehr gut im Wald versteckt, sodass wir sie nicht sehen konnten. Dafür vernahmen wir immer wieder laute Rufe von ihnen. Das ist das so genannte Röhren, welches vor allem der Platzhirsch in der Brunftzeit von sich gibt. Erkennbar sind die Männchen in dieser Zeit an ihrem imposanten Geweih, weswegen sie auch als die Könige des Waldes gelten.

An dieser Stelle behandelten wir das Thema Geweih. Auf den Laufzetteln, die wir vor der Veranstaltung austeilten, stand die Frage: Was ist der Unterschied zwischen einem Geweih und Hörnern? Schließlich dienen sie beide ja ähnlichen Zwecken. Der größte Unterschied ist, dass Geweihe jährlich abgeworfen werden und somit nachwachsen. Hörner dagegen wachsen ein Leben lang und wachsen nicht wieder nach wenn sie abbrechen. Damit die JuNas auch mal Geweihe anfassen konnten, hatten wir extra ein paar Objekte mitgebracht. Leider fehlt in unserer Sammlung noch eine schöne große Geweihstange, um auch mal das Gewicht nachvollziehen zu können, welches die Hirsche mit sich herum tragen. Aber auch das Rehgeweih und die Hörner von Ziegen, Wisenten und Mufflons wurden angesprochen. Beim Umrunden des Hirschgeheges konnten wir mit den JuNas dann doch noch die Bewohner entdecken und beobachten.

Hier erklärt Ben den Jungen Naturwächtern der AG Chemnitzer NATUREntdecker Wissenswertes zur Hirschbrunft und zum Thema Geweihe.  (Daniela Hollstein / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Etwas kleiner als die anderen Bewohner des Wildgatters aber ebenso interessant für die Jungen Naturwächter waren die Fasanenküken.  (Linda Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Auch die ganz kleinen Tiere faszinierten unsere Jungen Naturwächter. Hier entdeckten sie eine Südliche Eichenschrecke (Meconema meridionale), welche zu den Langfühlerschrecken gehört und erst seit 2008 in Sachsen vorkommt.  (Daniela Hollstein / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Luchs (Lynx lynx) & Wolf (Canis lupus)

Nach den Hirschen kamen wir beim Wolfs- und Luchsgehege an. Die Wölfin war kurz zuvor gefüttert worden und war so, sehr zur Freude der JuNas, schön zu sehen. Fasziniert wurde sie beobachtet und fotografiert. Auch die Luchse waren an diesem Tag gut zu beobachten. Die Luchsin hatte wohl noch auf ein zweites Frühstück gehofft. Hier konnten die JuNas hören, wie sie mit ihren Jungen kommuniziert hat. Wer genau hinschaute, konnte dann auch eines der Jungtiere im Dickicht entdecken. Beim Thema Luchse stand eine schwierige Frage auf ihren Zetteln, welche auch die Eltern nicht beantworten konnten. Wie wird eigentlich ein männlicher Luchs in der Jägersprache genannt? Dass Männchen der Hauskatze Kater genannt werden, war den meisten klar. Leider fehlte diese wichtige Info auf den dortigen Tafeln und so lösten wir das Rätsel auf. Bei den Luchsen heißen sie Kuder. Viele dieser Begriffe aus der Jägersprache sind für den Laien meist unbekannt aber Junge Naturwächter sollten sie natürlich kennen.

Die Jungen Naturwächter der AG Chemnitzer NATUREntdecker konnten bei ihrem Ausflug im Wildgatter Oberrabenstein die Wölfin aus nächster Nähe beobachten.  (Daniela Hollstein / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Ein Luchs aus dem Wildgatter Oberrabenstein bei Chemnitz  (L. Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Spaziergang durch das Damwildgehege (Dama dama)

Auch die Damhirsche (Dama dama) konnten die Jungen Naturwächter im Schattenbereich des Geheges entdecken.  (Linda Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Im Wildgatter hat man die Möglichkeit auch durch das Damwildgehege zu gehen. Um die Damhirsche zu entdecken musste man allerdings schon genauer hinschauen, denn sie hielten natürlich genügend Abstand und zogen sich in den Schattenbereich zurück. Die Gespräche drehten sich aber auch um den Klimawandel, denn in diesem Gehege waren die Folgen der Trockenheit und des Borkenkäferbefalls wie in vielen Wäldern auch deutlich zu sehen. Viele der Fichten waren vertrocknet und bei den letzten Stürmen umgeknickt. Aber es zeigte sich auch, dass schon die ersten neuen Bäumchen aufwuchsen und so ein schöner Mischwald entsteht. Ob er dem zukünftigen Klima besser trotzen kann wird sich zeigen. Die Veränderung des Waldes bietet zahlreichen Tier- und Pflanzenarten neue Möglichkeiten. Schmetterlinge und Libellen flogen umher, Waldeidechsen sonnten sich auf dem Totholz und am Wegesrand wuchs Fingerhut. Wir sind gespannt, wie dieses Gehege sich in Zukunft verändern wird und werden es bei weiteren Besuchen besprechen.

Europäische Wildkatze (Felis silvestris)

 (Linda Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Letztes Jahr hatten wir bei unserem Besuch am Wildkatzengehege nicht so viel Glück, die Katzen versteckten sich und es war nur mal ein Ohr zu sehen. Doch dieses Jahr war eine der Katzen wohl sehr neugierig und setzte sich auf einen liegenden Baumstamm. So konnten die JuNas sie sehr gut beobachten und Unterschiede zu ihren Hauskatzen erkennen. Ein besonderes Merkmal ist dabei der rundliche Schwanz mit drei bis fünf schwarzen Ringen und einer schwarzen stumpfen Spitze. Wildkatzen sind in der Regel massiger als Hauskatzen. Sie sind keine verwilderten Hauskatzen, sondern sind eine eigenständige Art, die mittlerweile wieder in den meisten großen Waldgebieten Deutschlands lebt. Das Projekt "Wildkatzenwälder von morgen" hat zum Ziel, bundesweit Wälder, Waldränder und angrenzende Flächen so umzugestalten, dass sich Wildkatzen wohlfühlen und sich ausbreiten können. Denn Wildkatzen leben eher im Verborgenen und brauchen naturnahe Wälder, um ihre Jungen aufzuziehen und sich somit weiter verbreiten zu können. Auch in Sachsens Wälder kehrt die Wildkatze so langsam zurück, wie im Leipziger Auwald, der Dübener Heide oder dem Werdauer Wald.

Ausklang am Spielplatz

 (Linda Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Nach diesem spannenden Rundgang durch das Wildgatter kamen wir an dessen Spielplatz an. Das Wetter war perfekt, um hier noch etwas zu verweilen. Die JuNas konnten ihre noch überschüssige Energie bei einem Spiel Fangen loswerden oder sie versuchten, auf der Wippe ihr Gewicht einzupegeln. Gar nicht so einfach, doch mit etwas Geschick hat es dann geklappt. Auch die Familien der Jungen Naturwächter konnten ins Gespräch kommen und sich austauschen.