BUND Regionalgruppe Chemnitz

24.11.2023 Reisebericht einer JuNa-Familie zu den Rentieren im Naturpark Solling-Vogler

Reisebericht zu den Rentieren im Naturpark Solling-Vogler in Niedersachsen

An diesem Freitag waren mal nicht Ben und Linda die Referenten, sondern bekamen Unterstützung von einer JuNa-Familie, die gerne von einem schönen Ferienerlebnis berichten wollte. Zum zweiten Mal schon ging es für Familie Dietze Richtung Niedersachsen in den Naturpark Solling-Vogler, wo es neben vielen anderen Tieren auch Rentiere gibt. Diese sind nämlich die Lieblingstiere der beiden Chemnitzer JuNa-Jungs. Welch unvergesslich schöne Erlebnisse sie dort trotz des regnerischen Wetters gemacht haben und welch traurige Neuigkeit sie erfahren mussten, haben sie den JuNas in einem kleinen Vortrag zusammengefasst. Gleichzeitig berichteten sie den Jungen Naturwächtern der AG Chemnitzer NATUREntdecker viel Wissenswertes über Rentiere, welche viele bisher nur aus den Weihnachtsgeschichten kannten. Über die Unterstützung haben wir uns natürlich sehr gefreut und auch das Interesse der JuNas an diesem neuen Format war sehr hoch. Gerne nutzen wir die Angebote ehrenamtlicher Unterstützer, die JuNa-Veranstaltungen in vielfältiger Weise zu bereichern.

Den Rentieren ganz nah

 (Benjamin Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Nach einer kurzen Einführung zum Naturpark und die dortige Jugendherberge, berichteten sie nun über ihre Lieblingstiere. Zuerst bekamen die JuNas einen Überblick, wo Rentiere in der Wildnis überhaupt vorkommen. Denn es finden sich unterschiedliche Populationen in Nordamerika, Skandinavien und in weiten Teilen von Nordasien. Diese haben auch unterschiedliche Namen, wie die JuNas erfuhren. In Kanada beispielsweise leben die Karibus, die auch zu den Renen und damit zu der Familie der Hirsche gehören. Sie sind dabei perfekt an ihre Lebensräume angepasst. Ihre Hufen sind sehr breit um nicht im Schnee einzusinken und ihr Fell hat mehr Haare als andere Hirscharten. So können sie Kälte oder Feuchtigkeit trotzen ohne zu erfrieren. Auch ihre lange Schnauze erfüllt vermutlich eine überlebenswichtige Aufgabe. So soll die teilweise extrem kalte Luft besser vorgewärmt werden bevor sie in die Lungen geführt wird. Rentiere sind jedem aus der Weihnachtsgeschichte mit Rudolph dem Rotnasen-Rentier bekannt. Doch sie werden nicht nur vom Weihnachtsmann als Zugtiere genutzt, sondern dienen auch verschiedenen Volksgruppen als Nutztiere zur Fleisch- und Milchgewinnung. Aber auch als Zugtiere werden sie tatsächlich verwendet, da sie wegen ihrer guten Anpassung an die kalten Regionen im Norden besser klarkommen als andere Zugtiere wie Pferde. Sie lassen sich auch zähmen, werden dabei aber dennoch, anders als die meisten Nutztiere, meist in wilden Herden gehalten.

Ein männliches Rentier mit seinem imposanten Geweih im Naturpark Solling-Vogler.  (A. Dietze)
Ein junges Rentier im Naturpark Solling-Vogler.  (A. Dietze)

Was ist das Besondere an den Rentier-Geweihen?

Auch die weiblichen Rentiere können bei dieser Hirschart Geweihe tragen, wie wir im Vortrag erfuhren.  (A. Dietze)

Nun kam die Frage, welche Besonderheit es bei den Geweihen der Rene gibt. Im Gegensatz zu allen anderen Hirscharten haben auch die Weibchen der Rentiere ein teilweise imposantes Geweih. Trotzdem kann man sie im Winter leicht von den männlichen Tieren unterscheiden, da diese ihr Geweih schon im Herbst abwerfen. Die Weibchen hingegen tragen es noch den gesamten Winter über und werfen es erst im Frühjahr ab. Somit stimmt scheinbar etwas nicht bei der Weihnachtsgeschichte mit Rudolph und Co. Damit die JuNas so ein Geweih mal selbst anfassen konnten, hatte unsere JuNa-Familie sogar ein Rentier-Geweih mitgebracht. So konnten wir dieses mit den Hirsch- und Rehgeweihen aus unserer Sammlung vergleichen. Schnell konnte festgestellt werden, dass das Rentiergeweih sehr viel heller und auch glatter ist, als die anderen Geweihe. Sie dienen den Männchen, wie bei anderen Hirscharten auch, als Waffen bei Rangkämpfen. Zusätzlich dienen die Geweihe als Schutz vor Wölfen, andererseits können sie so auch ihre Nahrung im Schnee freilegen.

Unsere JuNa- Familie hat zudem erklärt, dass dort im Naturpark die männlichen Tiere aus Sicherheitsgründen gar nicht erst an den Menschen herangelassen werden, sondern nur die Weibchen aus der Hand gefüttert werden. Die Tiere bekommen das sogenannte "Rentiermoos" als Futter, denn das ist ihre Leibspeise. Der biologisch korrekte Name lautet eigentlich Echte Rentierflechte (Cladonia rangiferina). Eine Flechte ist in dem Sinne gar keine Pflanze, sondern eine Lebensgemeinschaft aus einem Pilz und einer Alge, also eine Symbiose zweier Lebewesen. Generell ernähren sich die Tiere vor allem von Flechten, Moosen und jeglichem Grün, das in der Natur vorkommt.

Ungewohnt wenn Mama mal den Vortrag hält. Aber man kann ja auch beim Vortrag unterstützen.  (Benjamin Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
 (Linda Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Traurige Neuigkeiten der Rentiere im Naturpark

 (Benjamin Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Eigentlich wollten sie in ihrem Kurzurlaub die Tiere nicht nur füttern und kennenlernen, sondern auch mal mit einem der zahmen Rentiere eine Runde spazieren gehen. Jedoch waren kurz vor ihrem zweiten Besuch einige der Rentiere durch unsachgemäße Fütterung, wohl durch unwissende Wanderer verursacht, gestorben. Anstatt mit Moosen und Flechten hatten sie die Tiere vermutlich mit belegten Brötchen gefüttert. Eine Mahlzeit, die für uns Menschen zwar lecker, doch für Rentiere und viele andere Tiere überhaupt nicht geeignet ist. Zumal sie reine Pflanzenfresser sind und somit Brot nicht verdauen können. Überhaupt ist die Fütterung von Wild- und Weidetieren verboten, was meist auch an den Zäunen mit einem Hinweisschild geschrieben steht. Trotzdem gibt es immer mal wieder Fälle, in denen dies missachtet wird und Tiere schwere Koliken erleiden oder sogar sterben, so wie in diesem Fall bei den Rentieren. Auch Grünzeug aus der Umgebung dürfen Menschen den Tieren nicht einfach füttern, weil darunter giftige Pflanzen sein können oder die Tiere sich einfach überfressen. Wer gerne Tiere füttern möchte, sollte daher immer erst den Besitzer fragen. Für Familie Dietze war somit keine Wanderung mit einem der Rentiere möglich. Dafür durften sie stattdessen mal eine Runde mit einem echten Husky drehen und lernten so deren enormen Bewegungsdrang kennen. Als weiteres Highlight durften sie auch einen Wüstenbussard aus der Falknerei auf den Arm nehmen. So hatten sie trotz des regnerischen Wetters viele tolle Erlebnisse, wie die JuNas nun feststellen konnten. Vielleicht haben ja auch andere JuNas und ihre Familien tolle Natur- oder Reiseerlebnisse von denen Sie uns mal berichten wollen.

Wir bedanken uns bei Familie Dietze für ihren tollen Reisebericht zum Naturpark Solling-Vogler in Niedersachsen und auch dafür, dass wir nun viel mehr über die Rentiere und deren Lebensweise wissen.

Wer auch mal Rentiere sehen möchte, der muss nicht unbedingt nach Skandinavien oder in den Naturpark Solling-Vogler in Niedersachsen reisen, sondern kann auch mal in den sächsischen Wild-/Tierparks schauen. So gibt es auch im Wildpark Osterzbegirge bei Altenberg-Geising neben vielen anderen interessanten Tieren auch ein Rentiergehege.