BUND Regionalgruppe Chemnitz

08.09.2023 Blätter und Früchte unserer Bäume und Sträucher

Am Ende des Sommers wolten wir mit den Jungen Naturwächtern der AG Chemnitzer NATUREntdecker die Blätter und Früchte der Chemnitzer Bäume genauer anschauen. Ist denn überhaupt alles einheimisch und welche Kennen die JuNas überhaupt schon? Bereits bei der Vorbereitung stellten wir fest, dass es gar nicht mehr so einfach ist, rein heimische Pflanzen zu finden. Immer mehr fremdländische Bäume und Sträucher tauchen in unserem Stadtbild der Parks und Gärten auf. Aber was ist denn eigentlich heimisch und was nicht? Einige Arten, wie zum Beispiel die Rosskastanie, gehören nun schon seit Jahrhunderten zu unserer Fauna und sind weit verbreitet in Chemnitz. Zählen sie daher schon zur einheimischen Fauna? Eine schwierige Frage, welche wir nicht abschließend beantworten konnten. Fakt ist, die als einheimisch geltenden Arten sind nicht so präsent in unseren Kommunen, wie es sein sollte. Denn nur mit ihnen können wir das Artensterben verhindern. Schließlich sind die meisten unserer heimischen Insektenarten auch auf einheimische Pflanzen geprägt. Auch in den Bestimmungshilfen tauchen natürlich auch eigentlich fremdländische Arten, sprich Neophyten, auf. Für angehende Naturwächter ist es daher unerlässlich, alle möglichen Bäume und Früchte zu kennen. Schließlich müssen sie ja in der Lage sein, Gefährdungen von Naturschutzgebieten durch invasive Arten oder Ziergewächse rechtzeitig zu erkennen und auch die Vor- und Nachteile vonbestimmten "Neubürgern" einzuschätzen. 

Rudi Raupe aus unserem Garten

Unsere Schwalbenschanzraupe hat schon ihren Puppengürtel geschnürt. Die Verpuppung steht also unmittelbar bevor. Pünktlich zur Veranstaltung unserer Jungen Naturwächter der AG Chemnitzer NATUREntdecker.  (Benjamin Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Doch bevor es mit dem eigentliche Thema losging, zeigten wir den JuNas noch eine andere interessante Sache. Schon vor einigen Wochen hatten wir in unserem Garten eine Raupe vom Schwalbenschwanz (Papilio machaon) an Wilder Möhre (Daucus carota) gefunden. Einige der JuNas hatten sie schon zurvor gesehen. Wie es der Zufall will, begann sie kurz vor unserer Veranstaltung, sich ihren Puppengürtel zu schnüren. Ein Zeichen dafür, dass die Verpuppung schon bald bevorsteht. Neben der Stürzpuppe, wo die Puppe kopfüber an einem Halm herab hängt, gibt es noch wie bei unserem Schwalbenschwanz die sogennaten Gürtelpuppen bei den Tagfaltern. Hierbei wird mit einem selbst gesponnenen Faden der Vorderteil des Körpers fixiert, sodass die Puppe aufrecht am Halm verweilen kann. Ein toller Moment, den die JuNas so vorher sicherlich noch nicht beobachten konnten. Natürlich war das Interesse daran sehr hoch und es mussten noch einige Fragen zu diesem Thema beantwortet werden.

Bereits nach unserer JuNa-Veranstaltung war aus unserer Raupe eine Schmetterlingspuppe geworden, welche wohl so überwintern wird. Erst im Frühjahr wird dann voraussichtlich der fertige Schwalbenschwanz schlüpfen.  (Benjamin Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Tagesthema: Blätter und Früchte unserer Bäume und Sträucher

Bei den Blättern und Früchten kannten sich unsere Junge Naturwächter schon gut aus.  (Benjamin Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Nachdem alle ihren Durst gelöscht und sich die Schmetterlingsraupe nochmal angeschaut hatten, starteten wir nun endlich mit unserem Tagesthema "Blätter & Früchte der Chemnitzer Bäume und Sträucher". Dafür wurde zuvor nochmal kurz die Funktionsweise und die Aufgabe der Blätter besprochen. Anschließend ging es an die Bestimmung unserer Blätter, Zweige und Früchte. Dazu hatten wir schon einiges vor der Veranstaltung gesammelt und auch die JuNa-Familien hatten Pflanzenteile aus ihren Gärten mitgebracht. Viele der Blätter und Früchte waren natürlich schon bekannt. Aber bei den unterschiedlichen Ahornarten oder dem einen oder anderen Blatt mussten wir mal in den Bestimmungsbüchern nachschlagen, was natürlich gleichzeitig eine gute Bestimmungsübung war. So musste man die Blattformen und Strukturen mit den Abbildungen im Buch vergleichen, was den Jungen Naturwächtern natürlich viel Spaß macht.

Auch bei dieser Veranstaltung wurde wieder der Umgang mit den Bestimmungshilfen geübt.  (Benjamin Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Meist wurden die gesuchten Blätter im Buch gefunden und so prägte sich die Blattform schnell ein.  (Benjamin Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
 (Benjamin Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Herbarium

 (Benjamin Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Wer Pflanzen oder Blätter sammeln möchte, der kann dies mit einem Herbarium machen.  Was das genau ist, zeigte und erklärte uns unsere Schülerpraktikantin Michelle. Dazu hatte sie uns ein Blätterherbarium aus ihrer Familie mitgebracht. Einige der Jungen Naturwächter kannten so etwas schon oder hatten sogar schon selber mal eines angelegt. Vielleicht werden wir mal im nächsten Jahr gemeinsam mit den Jungen Naturwächtern der AG  Chemnitzer NATUREntdecker eins für die Naturschutzstation anlegen.

Warum sind die Blätter der Kastanien immer so braun?

Bei den Kastanienblättern stellte sich die Frage, warum diese immer so braun aussehen. So richtig wusste keiner eine passende Antwort. Aber Ben als Insektenkenner konnte uns darüber Aufschluss geben. Die Blätter sind nämlich von den Larven der Rosskastanienminiermotte (Cameraria ohridella) befallen. Ein ganz schön langer Name für ein so klitzekleines Tierchen. Diese sind klassische Minierraupen, welche sich zwischen den Blattwänden hindurchfressen, also kleine Fraßgänge (Minen) innerhalb der Blätter anlegen. Damit die JuNas sich ein Bild davon machen konnten, öffneten wir mal vorsichtig eine dieser Minen und siehe da, wir fanden sogleich eine winzige Raupe, welche gerade mal 3 mm groß war. Davon waren die JuNas natürlich total fasziniert, sodass sie gleich selber mal kleine Räupchen in den Kastanienblättern suchten. In diesem Zuge erfuhren die JuNas auch, dass die Kastanie eigentlich keine heimische Baumart ist, sondern eine südosteuropäische Art ist, die von den Osmanen nach Europa gebracht worden ist. Aus den kleinen Räupchen werden dann kleine Schmetterlinge, welche auch nur 3-4 mm groß sind. Aber ihr Massenbefall sorgt jedes Jahr dafür, dass die Blätter schon im August braun werden. 

Ben zeigte den Jungen Naturwächtern, was eine Blattmine ist und dass dort kleine Raupen drin leben.  (Linda Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)
Zwischen den Blattschichten der Kastanienblättern leben winzige Raupen, welche dort Minen (Fraßgänge) anlegen. Dies sind die braunen Stellen, welche man an den Blättern von außen gut sehen kann.  (Linda Heinrich / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Bewegungsdrang der Jungen Naturwächter

Zum Freitag Nachmittag war die Aufmerksamkeitsspanne der Jungen Naturwächter nur noch gering, der Bewegungsdrang dafür umso größer.  (Benjamin Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Eigentlich wollten wir noch die Früchte und andere Dinge mit den Jungen Naturwächtern besprechen. Doch schnell merkten wir, dass sie nicht mehr so richtig aufnahmefähig waren und trotz der Hitze einen starken Bewegungsdrang hatten. Aslo mussten wir spontan umplanen und wir kamen dem Wunsch der JuNas nach. Im Schatten unserer großen Kastanie wurde also Fangen gespielt. Zwischendurch gab es immer mal wieder eine Trinkpause und den Versuch doch wieder zum Thema zurückzukehren, aber die Kinder waren an diesem Tag nicht mehr davon abzukriegen weiter Fangen zu spielen. Wichtig ist aber, dass es allen viel Spaß gemacht hat und keiner sich verletzt hat.