BUND Regionalgruppe Chemnitz

26.01.2024 Vortrag Vogelberingung auf Helgoland

Ornithologe Klaus Müller kennen einige JuNas schon von der letztjährigen Vogelberingung im Kaninchengrund. Auch bei unserer Samstags-Exkursion "Stunde der Wintervögel 2024" war er zur fachlichen Unterstützung mit dabei. Viele Jahre war er als professioneller Vogelberinger auf der schönen Nordseeinsel Helgoland aktiv und hat dadurch schon tausendenden von Vögeln Ringe im Namen der Wissenschaft angelegt. Durch seine Tätigkeit hatte er auch die Möglichkeit seltene Vogelarten kennenzulernen und sich so ein sehr großes ornithologisches Fachwissen angeeignet. Nun ist er wieder in Chemnitz als ehrenamtlicher Naturschutzhelfer aktiv und gibt gerne sein Wissen und auch seine langjährigen Erfahrungen an unsere Jungen Naturwächter der AG Chemnitzer NATUREntdecker weiter. Auch weiterhin beringt er ehrenamtlich jedes Jahr Vögel, wobei die JuNas ihm und seiner Frau schon im Herbst 2023 bei der Vogelberingung im Kaninchengrund über die Schulter schauen durften. Ein tolles Erlebnis für die teilnehmenden JuNas, denn so konnten sie die Vögel auch mal aus der Nähe betrachten und sogar wieder wegfliegen lassen. Daran erinnern sich die beteiligten JuNas sicherlich noch sehr lange. Nun sollten sie aber mal erfahren, wie die professionelle Vogelforschung aussieht und so gab Klaus Müller an diesem Freitag einen Einblick in seine Aufgaben und Erlebnisse in der Vogelberingungsstation auf der Insel Helgoland.

Vorstellung der Fangmethoden

 (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Damit die Vögel überhaupt beringt werden können, müssen sie natürlich erstmal gefangen werden. Welche Methoden und Fangvorrichtungen es dabei gibt, hat uns der Ornithologe an ein paar Beispielen gleich mal vorgeführt. Wichtig dabei ist, dass kein Vogel verletzt wird und der Fang sowie die Beringung so stressfrei wie möglich abläuft. Am häufigsten werden Vögel mit sehr feinen Netzen gefangen, welche zwischen Gebüschen aufgestellt werden. Da diese Netze nicht sofort erkennbar sind, verfangen die Vögel sich dann darin und können so vorsichtig befreit und eingesammelt werden. Weiterhin gibt es noch eine Reihe anderer Methoden, von denen uns Klaus einige mitgebracht und vorgeführt hat. Das war natürlich sehr spannend für unsere JuNas. Natürlich erfuhren sie auch, dass man nicht einfach so Vögel fangen darf. Für den Fang von Tieren gibt es nämlich strenge Regeln und man braucht dazu auch eine Erlaubnis von einer Naturschutzbehörde. Das ist wichtig, da die illegale Vogeljagd in Europa immernoch ein großes Problem ist und dieser jährlich tausende Vögeln zum Opfer fallen.   

Funktion der Ringe und Abläufe bei der Beringung

 (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Neben den verschiedenen Fangmethoden erfuhren die JuNas auch, was bei der Beringung alles gemacht wird, wie es abläuft und warum die Ornithologen überhaupt diesen ganzen Aufwand betreiben. Welche unterschiedlichen Ringe es dabei gibt und welche Funktion sie haben, erfuhren die JuNas natürlich auch. Dazu durften sie sich die Ringe ganz genau anschauen und auf die Hand nehmen, um auch mal das Gewicht zu bestimmen. Weiterhin zeigte Klaus Müller die verschiedenen Messgeräte, um alle relevanten Daten über die jeweilige Vogelart zu erfassen. Messschieber, verschiedene Lineale, eine Waage und spezielle Zangen für das Verschließen der Ringe und ein Computer zur Übermittlung der Daten werden bennötigt. Nebenbei hörten sie immer wieder ornithologische Fachbegriffe, welche für einen erfahrenen Vogelberinger selbstverständlich sind, aber für unsere JuNas noch unbekannt waren. Gar nicht so einfach die Brücke vom Profi zum noch unerfahrenen Nachwuchs zu schlagen. Aber so lernen die JuNas auch neue Begriffe kennen und wissen was sie als angehende Naturschützer erwartet.

Vortrag über die Beringungsstation auf Helgoland

Mit eindrucksvollen Bildern erklärte Klaus, wie die Beringungsstation auf Helgoland aussieht. Auf einem abgelegenen Stück der Insel gibt es einen richtigen Fanggarten, mit dem die zu erfassenden Vögel eingefangen werden. Dieser hat einen ganz bestimmten Aufbau, durch den strategisch die Vögel durch Reusen geleitet werden und am Ende in einer kleinen Box landen, aus der man die Tiere nacheinander nehmen und beringen kann. Mit dieser Methode können pro Tag tausende Vögel in die Datenbank eingetragen werden.
Natürlich bedeutet das Stress für die Tiere und es gibt auch einige Kritiker von solchen Aktionen. Es kann vorkommen, dass sich die Vögel doch im Netz verletzen und es ist auch nicht komplett ausgeschlossen, dass die Ringe am Bein den Vogel beeinträchtigen. Doch auch hier gilt, man kann nur schützen was man kennt. Und wenn wir gar keine Informationen über Vogelzug und verschiedene Arten haben, wissen wir auch nicht, wie wir im Naturschutz auf sie eingehen können. Deswegen ist es wichtig, dass die Vögel gekennzeichnet werden, sodass sie überall auf der Welt erkennbar sind. Findet man dann einen solchen beringten Vogel, können die Daten übermittelt werden und es kann herausgefunden werden, wo der Vogel überall war.

 (B. Franke / Junge Naturwächter / BUND Chemnitz)

Es wurde sogar schon ein Vogel in unserem Nachbarland Dänemark gefunden, der einen Ring mit chinesischen Schriftzeichen hatte. Normalerweise macht man den Ring zum Auslesen nicht vom Vogel ab, sondern notiert sich nur die Nummer. Da allerdings dieser Kennzeichnungsring bei uns in Europa völlig unbekannt ist, wurde er abgemacht, flach gedrückt und dann eingeschickt. So konnte herausgefunden werden, dass der kleine Vogel tatsächlich den weiten Weg aus China bis zu uns geflogen kam.
Klaus Müller hat den Jungen Naturwächtern zudem viele Fotos von verschiedenen Vogelarten mitgebracht. Einige Arten, wie beispielsweise Amseln und andere Drosseln, konnten die JuNas erkennen. Doch von einer Erddrossel hatte noch keiner etwas gehört. Auch ein sehr bunter Vogel war unter den Fotos. Er hatte einen auffälligen Kopf mit einer rötlichen Haube und einem gelben Schwanzende. Der jüngste unter den JuNas Chemnitz erkannte ihn: "ein Seidenschwanz!". Dann hatte Klaus noch ein paar Fotos von Vögeln, die nicht so typisch nach ihrer Art aussehen. Ein Amselweibchen mit ein paar weißen Federn, eine andere mit einem verkümmerten Schnabel und eine mit einem gebogenen Schnabel. Auch erklärte er, dass einige Vögel ein helleres Gefieder als andere haben und führte dies auf die Tatsache zurück, dass diese Vögel aus dem höheren Norden kamen. Vielfalt gibt es also nicht nur bei uns Menschen, sondern auch unter den Vögeln.

Vielen Dank an Klaus Müller für diesen interessanten Vortrag über die Vogelberingung und seine ornithologische Tätigkeit auf Helgoland.